Gibt’s „Zirkus“ bei ConTakt?
Nach unendlich lang scheinenden drei Jahren Corona bedingter Zwangspause war es vergangenes Wochenende wieder soweit. Das traditionelle Herbstkonzert des Chores ConTakt vom Sängerbund Unteropfingen stand endlich wieder auf dem Programm. Dementsprechend ausgehungert schien auch das Publikum zu sein. Denn offensichtlich mühelos gelang es an beiden Abenden – auch am etwas schwierigerem Freitag – die Kirchdorfer Festhalle mit über insgesamt 1000 Gästen aus Oberschwaben und dem angrenzenden Allgäu restlos zu füllen. Das diesjährige Motto lautete „Wir sind bunt – The Greatest Show“.
ConTakt, unter strenger, aber liebenswürdig geduldiger Leitung von Karin Schoch, sollte uns wieder einmal ein sehr abwechslungsreiches Programm präsentieren. Anfangs merkte man den Sängerinnen und Sängern nach der langen Pause noch etwas die Nervosität an, gepaart aber mit einer unglaublichen Vorfreude – ähnlich einem Rennpferd vor dem Start – endlich wieder auf der Bühne stehen zu dürfen. Auch dieses Jahr verfolgte der Chor wieder sein erfolgreiches Konzept aus zwei völlig unterschiedlichen Konzertteilen.
Teil 1 begann etwas bedächtiger und ruhiger mit zwei deutschsprachigen Liedern – „Die Gedanken sind frei“ und „Dat du min Leevsten büst“ – inklusive einer sehr witzigen Simultanübersetzung plattdeutsch -> oberschwäbisch von Christina Leotard und Kathrin Binder. Danach wurde es deutlich rockiger mit Genreklassikern wie, „Smells like Teen Spirit“, „Fields of Gold“, „Child in Time“ oder „What about us“, wobei letztere den leider aktuellen Kriegsirrsinn thematisierten. Den allseits bekannten „Hennakombi“ – auf Hochdeutsch Gänsehaut – konnte einem das gefühlvolle „You Say“ verpassen. Nach 9 Liedern verabschiedete sich ConTakt unter großem Applaus in die Pause.
In Teil 2 des Herbstkonzertes durfte sich das Publikum traditionell wieder auf Auszüge aus einem Musical freuen, dieses Jahr aus „The Greatest Showman“. Inhaltlich behandelt es den Werdegang des Zirkuspioniers P. T. Barnum, der mit seinem Zirkus nicht nur unterhalten will, sondern auch nach gesellschaftlicher Anerkennung sucht. Damit das Publikum der Handlung auch folgen konnte, leitete Julia Zwiesler in bekannt charmanter und eloquenter Art und Weise durch’s Programm. Songs wie „This is me“ oder „A Million Dreams“ sowie zahlreiche Soloparts, die dieses Jahr auf viele Schultern verteilt wurden, begeisterten das Publikum. Dieses war heuer auffällig jung und da deren Welt doch auch sehr stark visuell geprägt ist, kam es durch die tollen Zirkuskostüme der Sänger-innen und die Bühnendekoration – liebevoll unter der Leitung von „Dekochef“ Christoph Göppel als Manege gestaltet – auch auf ihre Kosten. Es gab also nicht nur was auf die Ohren, sondern auch was auf die Augen.
Nach etwa 2,5 Stunden verabschiedete das Publikum den Chor mit tosendem Applaus und den Rufen nach Zugabe, dem ConTakt auch gerne nachkam. Die tolle Leistung und das hohe künstlerische Niveau, das Chorleiterin Karin Schoch wieder aus ihrem Chor zauberte, wurde auch wegen herausragender Instrumentalisten – Tommi und Stefan Hörmann (Klavier), Alex Hörmann (E-Bass), Lars Liedel (Schlagzeug) und Jörg Stanger (Geige) – möglich. Nach so einem Abend, der mehrere Sinne und das Herz berührten, kann man nur hoffen, dass dieses Highlight ohne Zwangspause nächstes Jahr wieder stattfinden kann.
Klaus Haid, 14. Nov 2022, Chorgattung, gemischte Chöre, Nachberichte, Oberschwäbischer Chorverband, Singen und Stimme, Themen, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.