Weihnachtskonzert des Sängerkranzes Leutkirch in der Martinskirche
Werk von Arthur Piechler verzaubert die Zuhörer
Die Besucher hören in der Martinskirche „Die Weihnacht“ von Arthur Piechler.
Zarte Stimmen haben das Weihnachtskonzert des Leutkircher Sängerkranzes in der Martinskirche beginnen lasen. Chordirektorin Anne-Regina Sieber hat dafür am Samstag zu ihrem Sängerkranz den Kinderchor Gebrazhofen dazu geholt, ein veritables Orchester zusammengestellt und namhafte Solisten integriert. Zur Romantik der Abendstunde hat die Leutkircher Stubenmusik beigetragen.
Was den Besuchern in der bernsteinfarben beleuchteten, 500 Jahre alt gewordenen Kirche zu Ohren kam, traf deren Geschmack. Gerade wenn in der vom Kommerz beherrschten Vor-Weihnachtszeit das „Jingle Bells“ und der Traum von „White Christmas“ den akustischen Luftraum beherrschen. Das 1966 in München uraufgeführte Oratorium „Die Weihnacht“ ist ein Lebenswerk des Augsburger Organisten und Komponisten Arthur Piechler. Die Leiterin des Leutkircher Sängerkranzes hat dieses vielfältige Werk mit allen Nuancen umgesetzt. Das gut koordinierte und achtsam aufspielende Orchester und die Solisten Sabine Winter (Sopran), Peter Strecker (Bass) und Stefan Pfisterer (Tenor) waren ausdrucksstark. Der von Pastoralreferent Benjamin Sigg gesprochene Text orientierte sich am Lukas-Evangelium. Alles kann sich hören lassen.
„Nein, Nein, Nein!“ müssen die Herberge suchenden Maria und Josef immer wieder hören. Die Männerstimmen machen ganz deutlich, dass für ein dahergelaufenes Paar kein Platz in den bürgerlichen Häusern ist. Erst draußen bei den Hirten klingt alles wieder versöhnlicher, ganz pastoral. Aber die Hirten leben in der Kälte, die Sopranistin kann das mit ihrer Stimme deutlich machen. Es sind die ergriffenen armen Hirten (der Kinderchor Gebrazhofen), die zuerst das „Gloria in excelsis Deo“ der Engel hören und sich fragen: „Hast du das verstanden?“ Die Antwort ist der packend anschwellende Chor „Halleluja, der Herr ist da!“ – und dann das „Zu Bethlehem geboren“, zuerst zart von Kinderstimmen, aber dann, in fortissimo, „sein Eigen mehr und mehr!“
Die Stubenmusik ist sehr gut in das Programm des Oratoriums eingebunden: Mit den alpenländischen Weisen gehört sie einfach zu diesem weihnachtlichen Konzert. Der Heilige Josef bekommt im Programm auch ein Lob, nämlich von den Solisten Peter Strecker (Bass) und Stefan Pfister (Tenor), welche beide vom Cellisten Josef Devenyi einfühlsam begleitet werden. Der Nährvater Jesu verdient ein so einfühlsam gesungenes „Josef, lieber Josef mein“ – und der Josef am Cello auch.
Ganz rätselhaft klingt „Wo ist der neugeborene König?“ von Felix Mendelsohn-Bartoldy, aber dann sagen die drei Weisen aus dem Morgenland dem Herodes ganz bestimmt „Wir haben seinen Stern gesehen!“ Das Orchester klingt auf einmal orientalisch, wie auf einem persischen Markt. Mit Becken, Pauken und im Zeitmaß eines Kamelzugs. So reisen die Könige zurück, entschwinden wie eine Fata Morgana in der Wüste. Ein Abschuss mit Diminuendo und einem Pizzicato.
Arthur Piechler lässt sein Oratorium in einem triumphalen Schluss enden. Mächtig klingt vom Gesamtchor „Der Heiden Heiland, Herr bist du!“, Paukenwirbel und Trompetensignale kommen dazu: „Uns ist ein König begegnet!“. Die Besucher werden in die inzwischen eingebrochene Dunkelheit dieses adventlichen Abends entlassen mit dem wegweisenden „Wie schön leucht´ uns der Morgenstern!“. Bevor der Beifall losbricht, herrscht gespannte Stille, die Glocken läuten.
(Bericht und Foto: Hans Reichert)
Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 14. Jan 2020, Chorgattung, gemischte Chöre, Oberschwäbischer Chorverband, Singen und Stimme, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.