Chorprojekt „200 Stimmen ein Klang“
Imposant das Bild, beeindruckend das Klangvolumen, anspruchsvoll und abwechslungsreich das Programm, so präsentierte sich das Chorprojekt „200 Stimmen ein Klang“ den zahlreichen Besuchern des Geistlichen Konzerts in der Stadtpfarrkirche St. Johann in Bad Saulgau.
Das Anliegen von Chorleiter und Initiator des Projektes Christian Vogt, im Zusammenschluss mehrerer von ihm geleiteten Chöre eine Literatur zu singen, die für kleinere Chöre nicht machbar ist, ging voll und ganz auf. Neben der Hommage an Felix Mendelssohn-Bartholdy, den bedeutenden Vertreter der Romantik, waren es die zeitgenössischen geistlichen Werke, die dem ganz in A-cappella gesungenen Konzert seine Wirkung gaben.
Schon beim eröffnenden „Jauchzt dem Herrn, alle Welt“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy konnte man sich vom Spannungsbogen der strahlenden Stimmen der Kinder und Jugendlichen des Mittelstufenchores der Freien Waldorfschule, der Dynamik der Frauenstimmen und den gehaltvollen Männerstimmen der Chöre aus Göppingen, Suppingen und dem Männerchor Bad Saulgau einstimmen lassen.
- Aus dem Oratorium „Elias“ stammen die beiden Motetten „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ und „Wirf dein Anliegen auf den Herrn“ vom Chor homogen und den Intentionen des Chorleiters folgend dargebracht. Das eichendorff’sche Morgengebet „O wunderbares tiefes Schweigen“ gefiel durch den wirkungsvollen Wechsel der feinen Frauenstimmen und den ausdrucksstarken Männern. Im dynamischen Crescendo der Männerstimmen eröffnend bis zum im feinsten Piano verklingenden Mortis nostre und dem finalen Amen war das „Ave Maria“ des zeitgenössischen Komponisten Rolf Lukowsky einer der Hinhörer des Konzerts. War das „God be in my head“ noch ruhig fließend, ließ der Chor beim Spiritual „I can tell the world“ aufhorchen. Der Rhythmusvorgabe der eröffnenden jungen Stimmen folgend, ließ sich der Chor ganz auf die Stimmung des Spirituals ein. Besonders schön, das kraftvolle „Yes singing“.
Ein beinahe apokalytisches Klangbild, den Schatten des Todes beschreibend, war die Eröffnung der „Kleinen Friedensmotette“, die den Kirchenraum füllte um dann in leisen und friedvollen Tönen zu verklingen.
Mit zurückhaltender Dynamik war die Sotzweiler Mauritius-Messe von Alwin Schronen der Kontrapunkt dazu. Ganz ohne Erwachsenen sangen die Jugendchöre Arvo Pärts „Vater unser“. Der Klang der zarten Stimmen versetzte dem Lied ein Hauch von Unschuld. Vom anschwellenden Crescendo bis zum entschwebenden Pianissimo – feinste Chorkultur bewies der Männerchor Bad Saulgau bei den beiden zeitgenössischen Chorsätzen „Niemand hat größere Liebe“ und „Jubilate“. Die 8-stimmige Psalmmotette „Richte mich, Gott“ von Mendelsohn-Bartholdy, die auch der Namensgeber „Sende dein Licht“ des Konzerts war, war der qualitätsvolle Abschluss eines gelungenen Chorprojektes und neunzig Minuten geistlicher Chormusik. Ungewöhnlich, aber in bester Erzählermanier vorgetragenen und das Konzert begleitend war die Rezitation der Hans Christian Anders-Geschichte „Des Kaiser’s Nachtigall“ mit dem Theatermann Manfred Tächl. Am Ende gab es den verdienten Beifall für den Mut, ein solches Chorprojekt zu machen, aber auch für die reife Leistung der Chöre und ihres Maestros Christian Vogt.
FOTO (Kienzler)
Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 24. Jan 2012, Chorgattung, gemischte Chöre, Männerchöre, Oberschwäbischer Chorverband, Singen und Stimme, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.