Chorleben - S-Chorverband

September 2011

Abschreiben erlaubt – copy & paste verboten

Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 24.09.2011, Chorfeste, Singen und Stimme, Kommentare geschlossen

Der Workshop „Singen nach Recht und Gesetz“

Um Urheberrecht, illegales Kopieren von Noten und andere Fallstricke ging es beim Podiums- und Publikumsgespräch mit Christian Krauß von der VG Musikedition, Werner Sikora von der GEMA und Thomas Tietze vom Bärenreiter Verlag als Vertreter des Verbands der Musikverleger, der den Workshop auch präsentierte.

Der Raum hätte dreimal so groß sein und die Zahl der Stühle das fünffache betragen dürfen, denn das Interesse war riesengroß. Die relativ geringe Zahl der festen Anmeldungen für den Workshop konnte freilich nicht darauf schließen lassen. Für Spannung war auf jeden Fall gesorgt; denn mit dem Urheberrecht und dem Kopierverbot standen Dauerthemen des täglichen Musiklebens und Choralltags auf dem Programm. Schade, dass die GEMA nur einen Vertreter aus dem Inkassobereich geschickt hatte, dessen eigentliches Aufgabengebiet natürlich nicht das Urheberrecht sein kann.

Das relativ allgemeine Podiumsgespräch der Dozenten ging sehr schnell in einen Dialog mit dem Publikum über. Die Zahl der Fragen an die Spezialisten war größer, als die zur Verfügung stehende Zeit es zuließ. Nur einige Fragen sollen hier genannt werden.

„Coverversionen“ ja oder nein? Sind Arrangements aktueller Popsongs durch Chorleiter für ihren Chor erlaubt? Ist es erlaubt, Songtexte für den eigenen Chorsatz zu verändern? Dürfen Noten in der Zahl, in der Originale bei einem Chor vorhanden sind, für die Notenmappe beim Konzert kopiert werden…? Dürfen Vereine ihre Konzertaufnahmen ins Netz stellen? Die meisten Fragen hatten die gleiche Antwort und die hieß: Wenn der Verlag Ihnen die Genehmigung gegeben hat! Der Verlag und die GEMA als Rechteinhaber sind der Dreh- und Angelpunkt für die meisten Genehmigungen, nicht der Komponist oder Textdichter. Sie haben die Rechte zur Wahrnehmung ja bewusst weitergegeben. Um das Wohl der Autoren geht es auch bei der Arbeit der GEMA und der Verlage. Mit jedem illegal kopierten Blatt werden die Urheber geschädigt.

Letzte Frage: Gibt es auch im Notenbereich so etwas wie „Privatkopien“, die im Tonträgermarkt existieren? Antwort: Nein!

Und doch gab es ein Lichtzeichen, ausgesandt von Thomas Tietze, der von Verhandlungen der Musikverleger berichtete, die sehr weit gediehen seien und die es in Zukunft – ähnlich dem Tonträgerbereich – ermöglichen würden, sich online Rechte für die 30 Kopien zu besorgen, die man vor der Chorprobe noch schnell macht. Das wäre ja schon ein großer Fortschritt!

Da war es dann schon eine Überraschung zu hören, dass das Abschreiben von Chornoten mit keinem Veto belegt ist. „Ohne Fleiß kein Preis“ möchte man sagen. Das Kopieren einer Abschrift ist freilich strafbar. Sieht so die Zukunft der klagenden Chöre aus? Da möchte man doch lieber auf die berechtigte Gegenfrage von Thomas Tietze zurückkommen, der auf den Einwand, dass Noten „zu teuer“ seien, antwortete: „Was ist Ihnen die Musik wert?“ Man könnte auch allgemein sagen: Was ist uns unser Hobby wert?

Wolfgang Layer


Workshops bei der chor.com – Skandinavische Chormusik

Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 23.09.2011, Chorfeste, Singen und Stimme, Kommentare geschlossen

„Skandinavische Chormusik“ heißt der Workshop, der am zweiten Messetag von 10 bis 13 Uhr im Silbersaal der Westfalenhalle stattfindet.

Dozent ist Gunnar Eriksson, ein Urgestein der schwedischen Chorszene, Professor für Chorleitung in Göteborg, Gründer und Leiter mehrerer Ensembles, darunter der Kammerchor Göteborg und das Rilke – Ensemble. In seinen Arrangements und Kompositionen verbindet Eriksson verschiedenste kulturelle Einflüsse, lässt weltliche und geistliche Musik genauso verschmelzen wie unterschiedliche Genres. Ihm zur Seite steht der Kammerchor der Musikhochschule Detmold, ca. 30 Studentinnen und Studenten aus verschiedenen Studiengängen. Seit zwei Jahren leitet Anne Kohler das Ensemble, das bei aller Professionalität dieselben Probleme hat wie jeder Schulchor, nämlich die ständige Fluktuation.

Der Saal ist gut gefüllt, das Interesse für die „Meister der melancholischen Melodie“, wie sich Edvard Grieg einst selbst bezeichnete, ist groß. Zu Beginn singt der Chor ein romantisches Marienlied des dänischen Komponisten Peter Erasmus Lange-Müller, „Madonna over Bølgerne“, op.65/2, in Originalsprache. Es fällt auf, wie wunderbar sanglich die nordischen Sprachen sind, vokalbetont, viele Umlaute, Silben wie „sjä“, die ohne Zutun einen natürlich hellen Stimmklang ergeben – ein Genuss für Sänger und Hörer! Großer Beifall für diesen stimmungsvollen Einstieg.

An dieser Stelle meldet sich aus dem Publikum ein junger sympathischer Chorleiter aus Dänemark zu Wort und gibt noch zwei Tipps zur Aussprache. Der Chor zückt willig die Bleistifte.

Nun stellt Eriksson eine zentrale Philosophie seiner Arbeit vor: „Sing free from conductor!“ Vom Jazz inspiriert, sucht er den gemeinsamen Puls im Ensemble, das Gefühl für den Atem der Melodie. Mit minimalen Bewegungen und etwas schneller dirigiert er das Stück noch einmal. Dank der guten Vorarbeit von Anne Kohler klappt es auswendig und klingt tatsächlich präsenter und inniger.
Ganz andere kompositorische Wege beschreitet der Zeitgenosse Per Nørgård (geb.1932). In früher Kindheit geprägt von den Geräuschen aus der väterlichen Uhrmacherwerkstatt, vernetzt er rhythmische Formeln in verschiedenen Geschwindigkeiten mit einfachen melodischen Elementen nach dem Prinzip der Unendlichkeitsreihe. weiterlesen »


Gesungene Erinnerung für die Zukunft

Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 23.09.2011, Chorfeste, Kommentare geschlossen

Eröffnungskonzert der chor.com im Konzerthaus Dortmund

Das Erlebnis Chormusik war in den zurückliegenden eintausend Jahren zu mehr als 90% ausschließlich ein Live-Erlebnis. Und heute? Keine Konserve kann bieten, was ein Konzert vermittelt. Diese eigentliche Binsenweisheit wurde einem besonders bewusst im Eröffnungskonzert der chor.com am 22. September 2011.

Der Komponist und Dirigent Rupert A. Huber, der das Programm zusammen mit Deutschlands führendem Chorwissenschaftler Friedhelm Brusniak komponiert hatte (der Ausdruck „Komposition“ ist nicht zu hoch gegriffen) fasste selbst in Worte, was einen erwarten sollte:

„Das Konzert soll eine wertfreie Bestandsaufnahme der Chormusik des 19. und 21. Jahrhunderts vornehmen. Der erste Teil vor der Pause bietet einen musikhistorischen Blick auf das, was die Gesangvereine im ersten Jahrhundert ihres Bestehens gesungen haben. Das 20. Jahrhundert haben wir so gut wie ausgespart. Im zweiten Teil gehen wir dann der Frage nach, wie sich die Chormusik heute noch positionieren könnte.“

Im Mittelpunkt des Konzerts stand der WDR Rundfunkchor Köln, einer der besten Chöre Deutschlands – nach (!) dem SWR Vokal Ensemble, dessen Leiter Huber über 10 Jahre war. Was die Kölner an stilistischem Einfühlungsvermögen und sprudelndem Improvisationstalent an diesem Abend boten, war nicht zu überbieten. Wenn es eines letzten Arguments bedurft hätte, dass der Klangkörper Männerchor nicht sterben darf, dann war dies die Interpretation von Schuberts „Nachtgesang im Walde“. Und wenn es je einer Bestätigung bedurft hätte, dass Johannes Brahms bis heute keinen adäquaten Nachfolger als Frauenchorkomponist gefunden hat (ich übertreibe ein wenig), dann war es die gleich nach den Männern folgenden „Vier Gesänge“ op.17 für Frauenchor, zwei Hörner und Harfe. Zumindest waren vier Gesänge angekündigt, gesungen wurden indes nur drei. „Der Gärtner“ (so der Titel von Stück Nr.3) war diesmal also nicht Mörder, sondern Opfer:-)

Das Paradestück deutscher Männerchöre im 19. und frühen 20. Jahrhundert gehörte natürlich den Männern: „Lützows wilde Jagd“. Der Theodor-Körner-Text in Carl Maria von Webers Vertonung 1814 ist ein Bravourstück, das nur wenige Männerchöre so kennen, wie es von den „wilden verwegenen Jägern“ des WDR Rundfunkchors virtuos zelebriert wurde. Genial und brillant. Eine Freude war es ohnehin den ganzen Abend über, Rupert Huber zuzusehen, diesem dirigentischen Vokalartisten.

Mit der „wilden Jagd“ begann der eigentliche Chorvereinsteil, der exemplarisch vier Chorsätze zwischen Biedermeier und Revolution präsentierte, in denen Chauvinismus, Nationalismus, Resignation und Rheinromantik jede Menge Gänsehaut transportierten – noch heute! Dazu gehörten weiterhin Robert Radeckes „Aus der Jugendzeit“ (Frauenchor), Johann Wenzel Kalliwodas „Das deutsche Lied“ (Männerchor) und Friedrich Silchers „Lorelei“ (gemischter Chor).

In solche „Niederungen“ ( die Kunstkritik des 19. Jahrhunderts ging mit der „funktionalen Musik“ keineswegs freundlich um) begab sich Robert Schumann niemals. Seine Romanzen für Frauenchor und Klavier op. 91 sind für ein Laienensemble nicht aufführbar, ebenso das Chorstück „Trost“ op. 6 von Max Reger für gem. Chor, mit dem der erste Konzertteil schloss. Reger löst in seinen Modulationen und fließenden Übergängen zwischen den Stimmgruppen die Zeit auf, versetzt den Hörer in ein Gefühl der Unendlichkeitserfahrung: „Und ist kein Tod vorhanden, was Liebes du begräbst, gleich ist´s dir auferstanden, wie du nur treu ihm lebst“. So der Text von Anton Müller. Einen sinnigeren Schluss des ersten Konzertteils konnte man sich schwerlich vorstellen.

Normalerweise wäre an diesem Punkt ein Konzert zu Ende gegangen, ein Konzert mit Chormusik des 19. Jahrhunderts zwischen Bürgertum und absolutem Kunstanspruch. Aber es folgte ein zweiter Teil, der für ein traditionelles Chorpublikum reichlich Sprengstoff bot. Dass es dabei zu keinem einzigen „Buh“ und einhelligem Beifall kam, lag am „was“ und am „wie“.

Es begann mit der Uraufführung des Improvisationsstücks „RE I S I PONS [respons] <Reaktion auf Bestimmtes>

Interpreten waren Teile des Rundfunkchors und die Sängerin und Improvisatorin Natascha Nikeprelevic. Jetzt komme ich zurück zu dem, was ich eingangs erwähnt habe. Ein Konzerterlebnis ist durch keine Konserve der Welt zu ersetzen. Denn Bewegung und Choreographie gehörten ebenso zu dem Stück wie die Musik. Alles war improvisiert und ließ einen zeitweise das Atmen vergessen. weiterlesen »


Das Konzerthaus Dortmund

Johannes Pfeffer, 23.09.2011, Chorfeste, Singen und Stimme, Kommentare geschlossen

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Wir ermoeglichen auch den Daheimgebliebenen einen kurzen Blick in das Konzerthaus Dortmund, in dem in wenigen Minuten der Rundfunkchor Berlin auftritt. Zu hören gibt es den Passionsbericht des Matthäus von Ernst Pepping. Das 1949 entstandene Werk diente der Bewältigung der Erfahrungen und Grauen des zweiten Weltkrieges. Der Regisseur Hans-Werner Kroesinger hat ein multimediales Erlebnis geschaffen, das Musik und Video vereint und den Besucher ins Geschehen hineinnimmt. Die Leitung hat Stefan Parkmann.


Präsentation der neuen „Schott Master Class“

Johannes Pfeffer, 23.09.2011, Chorfeste, Singen und Stimme, 1 Kommentar

In einem Gespräch mit Andrea Thilo präsentieren Wiebke Roloff und Simon Halsey ihre neue „Schott Master Class“. Die Master Class besteht aus einem Buch und einer CD zum Thema Chorleitung.

Das Buch soll keine Anleitung zum dirigieren nach „deutscher Art“ sein, so Roloff. Halsey berichtet in diesem Buch von seinem Leben und Arbeiten und will so eine lebendige Chorleiterschule bieten. Wiebke Roloff, Sängerin und Musikwissenschaftlerin, hat die Aufschriebe Simon Halseys ins Deusche übertragen und formuliert.

Neben der reinen Probentechnik enthält das Buch Tipps und Hinweise zur Organisation des Chores, wie Probenaufbau, Stuhlpläne und den Umgang mit mit Medien. „Ich liebe organisieren“, so Halsey. Neben der Probenarbeit ist es ihm also auch wichtig, dass der Chorleiter den Überblick behält und dies sieht er als Voraussetzung für eine gelungene Probe.

Ein Video zur Präsentation findet sich auf dem Blog der chor.com.


Wie Ligeti Bruder Jakob hätte erklingen lassen können

Johannes Pfeffer, 23.09.2011, Singen und Stimme, Kommentare geschlossen

Vokale Improvisation im Chor, die nicht schwerpunktmäßig grooved, war Thema des Workshops mit Prof. Christian Fischer von der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen. Seine Improvisationen beruhen zumeist auf einfachen Absprachen mit dem Chor und aus bekanntem Material. Der erste Versuch der chorischen Improvisation beruhte sodann auch auf der Melodie von Bruder Jakob. Jeder Teilnehmer sang das Lied in seiner Lieblingssprache, aber nur geistig. Jeder sang still vor sich hin und lediglich 10% des Liedes laut. So entwickelte sich ein Klangcluster aus Worten und Tönen, welches auch Ligeti hätte zu Papier bringen können. Fischer erschuf den KLang mit den Sängerinnen und Sängern ohne Noten. Je mehr vom Lied gesungen wurde, desto klarer wurde auch neu hinzugekommenen Teilnehmer das Prinzip diese Experimentes.

Als zweite Vorlage hatte Fischer einen Bachchoral mitgebracht, welchen er mit den Teilnehmer auf verschiedene Weise bearbeitete. Mystische Stimmung entstand beim rezitieren des Textes über das Summen des Chores. Äußerst spannend war das Klangergebniss als Teilnehmer für Teilnehmer nacheinander begannen und einen Ton jeweils eine Atemlänge sangen. Fischer zeigte zahlreiche Tricks auf, wie man aus dem bekannten Choral Neue Musik kreieren kann. Wesentliches Element der Improvisationen des Kirchenmusikers ist der Hall, welcher in seinen angestammten Konzertsälen reichlich vorhanden ist. Mit geschlossenen Augen erführen die Teilnehmer auf einfache Weise neue Klänge, die sich auch in der eigenen Chorarbeit umsetzen lassen.


Überwältigende Vielfalt

Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 23.09.2011, Chorfeste, Singen und Stimme, Kommentare geschlossen

Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll: Die chor.com bietet eine derartige Vielfalt an Workshops, Konzerten und sonstigen Veranstaltungen, dass einem bei der Auswahl fast schwindelig wird. Am besten sollte man an fünf Stellen gleichzeitig sein! Geht leider nicht – also gilt es, die Kapazitäten zu optimieren. Notizen im Programmheft: Wo muss ich unbedingt hin, was würde ich sehr gerne hören und sehen und was könnte noch für SINGEN, für meine Chorarbeit und auch für mich persönlich  interessant sein? Nahrungsaufnahme ist nebensächlich, erholen kann man sich hinterher. Jetzt gilt es aus diesen Tagen chor.com das optimale herauszuholen!

Heike Weis

 

Mehr zur chor.com auf dem Blog des DCV


chor.com – mein erster Eindruck

Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 23.09.2011, Chorfeste, Singen und Stimme, Kommentare geschlossen

In Dortmund angekommen und gleich mittendrin: die Westfalenhalle als Ort der Begegnung, der unglaublich vielen Menschen aus der Chorszene – auffallend viel Jugend – Wiedersehen und Gespräche mit vielen altvertrauten Mitstreitern. Und dann schon erste Töne und Klänge aus verschiedenen, noch geöffneten Türen.
Besonders auffallend die Einsingübungen des Knabenchores der Chorakademie Dortmund. Da musste man einfach reinschauen. Tröstlich: auch hier sind Buben mit bekannter Lebendigkeit am Werk, die aber auf den Wink des Chorleiters mit ihren Übungen pünktlich beginnen. Und wie sie das können, sie beherrschen die Läufe natürlich durch regelmäßiges Wiederholen. Aber dann werden die Jungens aufgefordert, diese Einsing-Phrasen auch einzeln zu singen. Und siehe da, hier kann man die gut geschulten Stimmen erkennen. Ein Potenzial für die Zukunft. Schweren Herzens löse ich mich mit dem Gedanken: ob ich bei den Sängerinnen und Sängern im Chor der Erwachsenen die Einsingübungen auch mal einzeln fordern werde?

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Morning sing mit Simon Halsey

Johannes Pfeffer, 23.09.2011, Chorfeste, Singen und Stimme, Kommentare geschlossen

Die Teilnehmer beim Morning Sing

Simon Halsey war die scheinbar schwierige Aufgabe zugefallen die Teilnehmer der chor.com mit einem „Morning sing“ auf den Tag einzustimmen. Für den fröhlichen, energiegeladenen Chefdirigenten des Rundfunkchors Berlin war es eine wahre Freude. Durch seine Einsingeübungen weckte er die Teilnehmer aus der kurzen Nacht nach dem spannenden Eröffnungskonzert. Bei „Go tell it on the mountain“ im Arrangement von Wilfried Fischer brachte Halsey den Teilnehmer innerhalb von 10 Minuten Klarheit auch in den melodisch nicht ganz einfachen Begleitstimmen. Tatkräftig unterstützt vom Pianisten und mit zahlreichen Chorleitern als Sänger stand am Ende eine noch etwas wackliger, aber dennoch gelungener, Gesamtdurchdang durch das Werk. Die Energie des Dirigenten selbst zu der frühen Stunde spiegelte sich in den freudigen Gesichtern der Sängerinnen und Sänger. „Ich habe noch drei Minuten“, so Halsey. Kein Grund für ihn früher abzubrechen. Friedrich Silchers „Alles was Odem“ führte die Teilnehmner nach dem schnellen Gospel in die Ruhe zurück. Mit geweckter Stimme und sichtbarer Freude machten sich die Teilnehmer auf zu ihren Workshops an diesem zweiten Tag der chor.com in Dortmund.


chor.com aktuell – die Donnerstags – Senioren

Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 22.09.2011, Chorfeste, Singen und Stimme, Kommentare geschlossen

Das Thema „Singen mit Senioren“ interessiert uns im SCV natürlich ganz besonders. Schließlich gehört der Schwäbische Chorverband zu den wenigen Verbänden, die seit Jahren eine eigene Reihe zum Thema „Singen mit Senioren“ ins Leben gerufen haben. Gleich zwei, leider gleichzeitig platzierte Workshops zu diesem Thema gibt es am Eröffnungstag der chor.com, außerdem ein vorabendliches Konzert der Seniorenkantorei an St. Reinoldi in Dortmund, geleitet von Klaus Eldert Müller (Kantor an St. Reinoldi).

Workshop 1 trägt den Titel „Singen mit Senioren in Theorie und Praxis“. Die Dozenten sind: Klaus Eldert Müller und Cornelius Trantow, Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik in Hamburg. Auch Workshops 2 widmet sich dem „Singen mit älteren Menschen“, Dozent ist Dieter Leibold.

Interessant sind die Unterschiede zwischen dem kirchlichen und dem weltlichen Bereich, was nicht zuletzt an der Literatur der verschiedenen Chöre liegt. Kirchenchöre singen geistliche Literatur mit 20, 40, 60, und 80. In der weltlichen Chorszene hat jede Altersgruppe, ja sogar jede Chorgattung ihre eigene Szene und eigene Literatur. Wenn es der Dortmunder Kantor mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen geschafft hat, in seiner Kantorei einen klaren Strich bei 60 Jahren zu ziehen, dann fehlen ihm die Sängerinnen und Sänger über 60 nicht, sie singen in der Seniorenkantorei in z.T. größerer Chorstärke als in der Kirche. Denn dieser Chor ist nicht konfessionell und nicht an die Kirche gebunden.

Hier „wildert“ die Kirche geschickt im weltlichen Territorium. Sie hat erkannt, dass und wie viele Senioren in Dortmund singen. Leistung wollen sie alle noch bringen, egal ob 60, 80 oder 90. Und regelmäßige Proben abends, nicht in der nachmittäglichen Kaffeezeit, ein Konzert ohne und eines mit Orchester.

Wie sehr diese Seniorenkantorei leistungsfähig ist, beweist sie ihn ihrem Konzert im Goldsaal. Die Stimmen sind auch im Alter noch geschult, haben nicht mehr das Volumen von früher, aber sie werden auch nicht mehr zu früherer Leistung gezwungen, sondern mit ihren neuen physiologischen Möglichkeiten in Einklang gebracht. Bereits im Workshop haben sich mehrere Mitglieder dazu geäußert, wie wohl sie sich in diesem Chor fühlen, der ihnen nicht suggeriert: Du bist ein Senior, sondern du bist weiterhin Sänger im gemischten Chor.

Dieter Leibold kommt aus der weltlichen Ecke, hat sich sehr intensiv mit geragogischen  Problemstellungen auseinandergesetzt, das Hinführen der Senioren zu einem altersgerechten und verträglichen Singen. Seine Hinweise zum Stimmtraining im Alter kristallisieren die Knackpunkte der älteren Stimme heraus, vom Atem über den Stimmansatz bis zu Intonationsproblemen und psychologischen Problemen der Versetzung von einer Stimme in die andere (Sopran in den Alt). Eine ausgiebige Diskussion schließt sich an.

Wolfgang Layer


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