Silcher meets Samba
Schon wieder englisch, aber diesmal war das englische Wort „meets“ (trifft) ausnahmsweise berechtigt, denn die drei Chöre des Gesangsvereins Frohsinn, Jugendchor, GoodNews und Gemischter Chor, brachten in der dezent weihnachtlich dekorierten Halle außer den Silcherliedern viele Volkslieder aus aller Welt zu Gehör, mal im lustigen 3/4 Takt, mal in Moll und im komplizierten 7/8 Takt. Der bewährte und wie immer feinfühlig und präzis begleitende Harald Sigle am Flügel schuf das Fundament dieses gelungenen Abends, egal, ob alte Volkslieder oder ausländische Songs, stets war er der kongeniale Begleiter. Als besonderen Gast hörte man die Mezzosopranistin Lena Brandl, die in verschiedenen Liedern mit viel Einfühlungsvermögen und kräftiger Stimme ihre Solopartien meisterte und verdient reichlich Applaus bekam.
Für die feurigen Rhythmen, besonders der ausländischen Lieder, legte sich Benedikt Immerz am Schlagzeug mächtig ins Zeug, ohne zu dominieren und hörbar mit viel Spaß. Besonders brillierte er am Schluss in den afrikanischen Liedern mit den Bongos, man fühlte sich wie im tiefsten Afrika.
Zum Auftakt waren alle drei Chöre auf der Bühne und sangen drei Silcherlieder: „Wie lieblich schallt“, übrigens in einem Satz des erst kürzlich verstorbenen Hermann Lauer aus Marbach, „Ich weiß nicht was soll das bedeuten“ und „Hab oft im Kreise der Lieben“ in originalen Sätzen von Friedrich Silcher. Das Publikum zeigte sich sehr angetan von diesen altbekannten und doch noch immer aktuellen Weisen.
Gleich anschließend durfte das Publikum sogar mitsingen im Quodlibet des Gemischen Chores „Jetzt gang i ans Brünnele“ und „Die Gedanken sind frei“, die parallel gesungen wurden. Es klappte hervorragend. Danach konnte keiner mehr sagen, die Kirchberger könnten nicht singen! Sie konnten es hörbar ganz hervorragend. Der Gemischte Chor brachte noch weitere deutsche Volkslieder zu Gehör: die Brahmslieder „Da unten im Tale“ und „Erlaube mir feins Mädchen“, ferner „Tanz mit der Dorl“ (Klaus Ochs) und „Als wir jüngst in Regensburg waren“ in einem interessanten Satz von G.M. Göttsche. Die letzte Darbietung dieses Blocks von deutschsprachigen Volksliedern des Gemischten Chores zeigte, wie man mit einem pfiffigen Arrangement bekannte Volkslieder „swingen“ lassen kann: „Horch was swingt von draußen rein“ im Arrangement von Herbert Grunwald begeisterte die Zuhörer, die sich mit kräftigen Beifall bedankten.
Nun zeigte GoodNews unter der Leitung von Christoph Müller ihr beachtliches Können, und alles ohne Noten: In herbstlich gestimmten Molltönen sangen sie das englische Volkslied „Autumn Comes“ aus dem 16. Jh, Satz von Buchenberg und den traditionellen amerikanischen Song „Evening Rise“. Es folgten nun die jüngsten Sänger, der Jugendchor, mit dem „Lavender’s Blue“ aus England (Lorenz Maierhofer), „Greensleeves“ aus Schottland (Peter Hammerstein) und „Vois sur ton chemin“ aus Frankreich (Barratier/Coulais), das sie mit Unterstützung der Damen des GoodNews-Chores sangen, alle in getragener, dem Herbst entsprechender Weise.
GoodNews sang dann „Cielito lindo“ aus Mexiko (Cortes/Noble), “Yo te daré“ aus Spanien (Uve Urban) mit kraftvollem Solo der Sopranistin und das wohl allen bekannte „Besame Mucho“ (Velazquez/ Becker). Überhaupt konnten die Zuhörer immer wieder in altbekannten Weisen schwelgen, die sie hinter dem einzelnen Titel gar nicht vermuteten.
Nach der Pause, in der es wieder Lose für die gut bestückte Tombola zu kaufen gab, Hauptgewinn Karten für das Musical „Ich war noch niemals in New York“, sang der Gemischte Chor unter der seit 25 Jahren bewährten Leitung von Birgitt Würz nun teils altbekannte Weisen aus Europa und begann mit dem getragenen „Schön ist der Morgen“ aus Irand (Cat Stevens). Auch das finnische „Lass die Nacht, lass den Tag vergehen“ (Satz: D. Zimmerschied) war etwas melancholisch, wie auch das folgende bekannte französische Volkslied „Scheint der Mond durchs Fenster“ (Satz: G. Gunsenheimer). Bevor aber das Publikum in Melancholie versinken konnte, brachte es die lustige italienische Volksweise „Bella Bimba“ (Satz: H, Bogenhardt) wieder in Stimmung, die auch das getragene, romantische Liebeslied aus Dalmatien „Kleine Barke im Wind“ (Wilhelm Heinrichs) aushielt, das der Chor stimmungsvoll interpretierte. Das letzte dieser Lieder mit dem Gemischten Chor geriet zur spanischen Fiesta mit dem rhythmischen Fandango „Carmencita“ (Otto Groll) und bestätigte die alte Volksweisheit: „Ein guter Schluss ziert alles“.
Das war natürlich noch nicht der Schluss des Konzerts, denn aus Südamerika sang der Jugendchor nun die traditionelle und rhythmisch interessante Weise „Un poquito cantas“. Es folgte das türkische „Grün ist es in Cayeli“ (Stephan Unterberger) und die traditionelle bulgarische Volksweise „Posakala mila mama“. Es war beachtlich, was die Fünf des Jugendchors zu Gehör brachten, mit tollem Beifall bedacht. Hoffentlich haben einige Teenies Lust bekommen, in dieser netten Gruppe mitzusingen?
Schwungvoll begann dann der Chor GoodNews mit dem bekannten russischen Tanzlied „Kalinka“ seinen Volksliederreigen. Verschiedene Stimmen wechselten sich mit der Solistin ab, und das Publikum klatschte teilweise begeistert mit. Es folgte schwungvoll aus Jugoslawien „Habt ihr noch von eurem Roten“ (Uve Urban), danach das getragene Gebet aus Israel „Shalom aleichem“ (Gil Aldema), wieder mit einem beachtenswertem Solopart der Sopranistin
Dann wurde es richtig urig mit drei afrikanischen Liedern: Dem bekannten „Pata Pata“ (Makeba/Freytag), wo nicht nur Benedikt Immerz an den Bongo-Trommeln, sonder auch die Sopranistin mit ihrer kräftigen, auch im unteren Bereich volltönenden Stimme alles geben mussten. Der Trommler war auch gefragt bei dem folgenden „Siyahamba“ (Zulu/Doreen Rao) und bei „Amezaliwa“ (Edwardi Kabuka), man fühlte sich wirklich wie in Afrika.
Nun kamen alle Chöre auf die Bühne, die Sopranistin Lena Brandl und der „Trommler“ Benedikt Immerz mit einem hinreißenden Solo zum 7-stimmigen liberianischen Lied „Banuwa“ (Knut Musmann Jensen). Das rhythmisch und musikalisch interessante Lied wurde vom Publikum begeistert gefeiert und geriet so zum harmonischen Ausklang des Konzerts vor einem leider nicht ganz gefüllten Saal.
Lange saß man danach noch an den rasch aufgestellten Tischen und ließ den Abend mit Wurstsalat oder Käsebrot und einem guten Wein bei anregten Gesprächen ausklingen.
Gerhard Berroth
Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 29. Nov 2010, ARCHIV: Sängerkreis Mittlerer Neckar, Chorgattung, gemischte Chöre, Jugendchöre, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.