Chorleben - S-Chorverband

Wir sind an einem Wendepunkt für die Chorbewegung angekommen

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Der Beirat tagt – GProf. Alfons Scheirle (links), sein Nachfolger als neuer Bundeschorleiter Marcel Dreiling (Mitte) und SSB-Präsident Dr. Lorenz Menz (rechts) – Alfons Scheirle (links) gratuliert dem alten und neuen Bundesjugendchorleiter Thomas Preiß zur Wiederwahl

Sitzung des Bundesbeirats am 31. Mai 2008 in Reutlingen

Der Bundesbeirat besteht aus den Mitgliedern des Präsidiums, des Musikbeirats, den Vorsitzenden und Chorleitern der Gaue bzw. Chorverbände und tagt jährlich. Alle zwei Jahre bereitet er außerdem die Bundesversammlung vor und wählt den Bundeschorleiter, dessen Stellvertreter, die Frauenchorreferentin des Bundes, den Vorsitzenden der Chorjugend und den Jugendchorleiter des Bundes sowie deren Stellvertreter.

Empfang der Stadt Reutlingen

Ein Empfang der Stadt Reutlingen für die Delegierten des Bundesbeirats ging der Sitzung voraus, bei der Bürgermeister Robert Hahn im Foyer des Rathauses auf die kulturelle und speziell musikalische Bedeutung der  ehemaligen Freien Reichsstadt und ihrer Klangkörper einging. Irmgard Naumann,  Präsidentin des gastgebenden Chorverbands Ludwig Uhland, antwortete ihm direkt und begrüßte ihrerseits die Gäste. SSB-Präsident Dr. Menz bedankte sich in seiner humorvollen Art bei beiden, regte bei so viel lobenden Worten für das Singen ein gemeinsames Lied pro Ratssitzung an und bedankte sich für die Großzügigkeit der Stadt, die dem SSB ihre Listhalle kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Musikalisch umrahmt wurde der Empfang von der Chorgemeinschaft Liedertafel Concordia 1833, die in diesem Jahr ihr 175-jähriges Jubiläum feiert und mit einem sympathischen jungen Dirigenten (Friedemann Becker) aufwarten kann, dessen Begeisterung sichtbar übersprang auf die Sängerinnen und Sänger.

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Bild links: Reutlingens BM Robert Hahn bei der Begrüßung der Delegierten – Bild Mitte: SSB Präsident Dr. Lorenz Menz und die Präsidentin des Chorverbands Ludwig Uhland, Irmgard Naumann (Bild rechts) bedanken sich bei der Stadt Reutlingen für die erwiesene Gastfreundschaft.

 Bundesbeirat

Auch die sehr Sitzung des Bundesbeirats wurde musikalisch eröffnet, diesmal vom Männerchor Rommelsbach unter der Leitung von Peter Gack mit einem Vortrag auf hohem musikalischen Niveau. Das machte Mut und ließ für kurze Zeit alle Männerchorkrisengedanken vergessen. Danach  war Arbeit angesagt und der „Ernst des Sängerlebens“.

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 Die Chorgemeinschaft Liedertafel Concordia 1833 e.V. Reutlingen (kurz Lico genannt) umrahmte den Empfang im Rathaus mit feierlichen Chorsätzen und einigen Klavierstücken von Robert Schumann, gespielt vom Dirigenten Friedemann Becker – der Männerchor Rommelsbach unter Leitung von Peter Gack begrüßte den Bundesbeirat musikalisch.

Bericht des Präsidenten

Drei „M“ sind es seit nunmehr acht Jahren, die sich mit dem Namen „Menz“ verbinden: Mahner, Moderator und Motivator. SSB-Präsident Dr. Lorenz Menz kam in seinem Bericht auch gleich zur Sache:  „ Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wir haben alle das gleiche Ziel, nämlich dazu beizutragen, dass es unseren Chören gut geht. Nicht nur heute, sondern auch morgen. Diesen Dienst kann man nicht erzwingen. Vereinsarbeit, Verbandsarbeit ist ehrenamtlicher Einsatz. Das macht uns einerseits stark, weil es ein freiwilliger Einsatz ist. Andererseits spürt man im Ehrenamt in einer Zeit zunehmender Professionalisierung auch Grenzen. Als Einzelkämpfer erreichen wir in der Chorfamilie nicht viel. Wir brauchen einander.“
Was so selbstverständlich klingt, scheint manchmal im Alltag nur schwer erreichbar. Deswegen hat Dr. Menz im Präsidium angeregt, nach der Sommerpause die Vorständetagungen der Chorverbände und Gaue zu besuchen, um mit den Vereinen noch besser ins Gespräch zu kommen. Dabei will der SSB-Präsident so viel Termine wie möglich selbst wahrnehmen.

bbr-menz-lorenz.jpg Dr. Lorenz Menz: „Chöre brauchen Netzwerke.“

„Wir sind an einem Wendepunkt für die Chorbewegung angekommen und müssen alle Kräfte einsetzen, dass dieser Wendepunkt auf einen weiter erfolgreichen Weg führt.“

Noch deutlicher wurde Dr. Menz bei seiner Einschätzung der Lage und Entwicklung, auch wenn die Zahlen-entwicklung punktuell betrachtet nicht dramatisch aussieht. „Die Zahl der aktiven Mitglieder ist von 2006 auf 2007 um rund 1.000 zurückgegangen. Nur im Kinderbereich sind Zuwächse zu verzeichnen. Wichtiger als die Veränderung von einem zum anderen Jahr ist aber Trend. Dieser Trend geht insgesamt nach unten. Das Durchschnittsalter in den Chören steigt ständig an. Wir werden in den nächsten Jahren, wenn wir nicht gegensteuern, gewaltige Einbrüche bekommen. 2003 hatten wir mit 1.704 Vereinen den höchsten Stand in der Geschichte des SSB. Fünf Jahre später haben wir bereits 43 Vereine netto verloren. Und wenn man das Durchschnittsalter vieler Chöre sieht, kann man sich an den fünf Fingern ausrechnen, wo wir in fünf Jahren stehen.“

Deswegen muss das Thema Nachwuchsarbeit im Mittelpunkt jeder zukünftigen Arbeit stehen. Es gibt nahezu keine funktionierenden Jugendchöre mehr im SSB, viele Jugendliche schlüpften unter das Dach der Jungen Chöre. Jedoch der Boom der Jungen Chöre hat in den letzten Jahren den Höhepunkt überschritten. Auch sie werden älter. Umso bedeutender wird die Nachwuchsarbeit der Jungen Chöre in ihren Reihen sein.
Auch Fortbildung ist ein zentrales Thema. Der SSB musste in der Vergangenheit  immer wieder Seminare wegen mangelnder Beteiligung absagen. „Qualität wird das Thema der Zukunft sein – Qualität erreichen wir aber nur mit gut ausgebildetem Führungspersonal, sowohl im musikalischen als auch im Bereich der Vereinsarbeit. Die Reaktionen auf das Chorfest in Bremen sprechen hier eine deutliche Sprache: Überall dort, wo Qualität geboten wurde, gab es gut besuchte Veranstaltungen mit begeisterten Zuhörern, wo nicht, da sind die Menschen weggegangen und das mit einem negativen Bild vom Chorsingen. Unsere Aufgabe wird es sein, künftig viel mehr darauf zu achten, dass unsere Präsentation nach außen nicht abschreckend sondern ansprechend ist.“

Dr. Menz appellierte eindringlich an die Verantwortlichen der Gaue und Chorverbände, die Zusammenarbeit untereinander weiter zu intensivieren. „Da stecken noch Synergien drin. Wir müssen noch stärker vernetzt und arbeitsteilig arbeiten.“

Ein Gebilde wie der SSB lebt vom internen Gespräch und von der Kommunikation. Der SSB-Präsident machte keinen Hehl daraus, dass Professionalisierung auch oft die Grenzen des Ehrenamtes aufzeigt. Er hält es deswegen für richtig, dass einige Chorverbände und Gaue neben dem Ehrenamt eine „hauptamtliche“ Unterstützung einsetzen.

Schließlich wies Dr. Menz auf das dramatische Wegbrechen der fördernden Mitglieder hin.  Hier gelte es, gute Konzepte zu entwickeln, um die Einbußen aufzufangen, ohne dass die Vereine zu bloßen Festorganisatoren würden.

Dr. Menz warnte dennoch vor jeglicher Jammerei und wagte die Prognose: „Die Chorlandschaft wird sich in den nächsten 10 Jahren stärker verändern als sie sich in den vergangenen 50 Jahren verändert hat. Aber sie wird nicht verschwinden. Sie wird neue Wege zu den Menschen finden. Unsere Aufgabe ist es, ein Stück weit Pfadfinder zu sein. Das ist eine spannende Aufgabe, die wir auch lösen werden.“ Diese Herausforderungen gemeinsam angehen zu können, dafür wolle er noch einmal für das Amt des Präsidenten kandidieren.

Bericht des Bundesschatzmeisters

Hans Essig konnte mit seinen ergänzenden Darlegungen zur Bundesrechnung 2007 viel zum Verständnis des umfangreichen Zahlenwerkes und seiner grundsoliden und erfolgreichen Finanzplanung beitragen. Unter seinem Vorsitz nahm anschließend der Wahlausschuss seine Arbeit auf, der eine leichte Aufgabe hatte, da alle Sitzungsteilnehmer sich auf Wahlen per Akklamation einigten.

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 Sie wurden gewählt: Dieter Aisenbrey zum stellvertretenden Bundeschorleiter und Sabine Eberspächer in den Musikbeirat (Bild links) – Katrin Schwarz, auf unserem Bild neben Oliver Geiger, dem Präsidenten des Chorverbands Friedrich Silcher, zur stellvertretenden Bundesjugendchorleiterin (Bild Mitte) – ein wirbelnde Wiltrud Reusch-Weinmann neben einem strahlenden Schatzmeister Hans Essig zur Frauenchorreferentin des Bundes (Bild rechts)

Wahlen im Zeichen profilierter BewerberInnen

Sechs KandidatInnen galt es zu bestätigen und alle Wahlen erfolgten einstimmig. Die musikalische Spitzenposition des SSB hat mit Marcel Dreiling als neuem Bundeschorleiter und Nachfolger von GProf. Scheirle einen seit Jahren von allen Beiratsmitgliedern hoch geschätzten Künstler und Pädagogen erhalten. Ihm zur Seite und nicht minder profiliert steht als Stellvertreter Dieter Aisenbrey. Alte und neue Frauenchorreferentin ist Wiltrud Reusch-Weinmann, eine der erfolgreichsten Dozentinnen im SSB sowie Gründerin und Leiterin des Frauenchores La Chorella. Ebenfalls im Amt bestätigt wurde Bundesjugendchorleiter Thomas Preiß, geliebt und gefeiert von den Kleinen und Großen im Kinder- und Jugendchor des SSB. Neu im Amt sind Katrin Schwarz als stellvertretende Bundesjugendchorleiterin und Sabine Eberspächer (Musikbeirat). (Alle Kandidaten wurden in der Ausgabe 3-2008 der Zeitschrift SINGEN vorgestellt)
Satzungsänderungen u.a.

Den im Zusammenhang mit der Umbenennung des Schwäbischen Sängerbundes in „Schwäbischer Chorverband“ nötigen Satzungsänderungen befürwortete der Bundesbeirat einstimmig.  Neue Namensänderungen ehemaliger Gaue in Chorverbände wurden genehmigt.

Weitere Besprechungen galten dem Chorfest 2009 und dem Ort für die Bundesversammlung 2010, für die sich der Chorverband Friedrich Schiller beworben hat. Schließlich berichtete SSB-Präsident Dr. Menz noch von der Gründung eines Landesmusikverbandes Baden-Württemberg, dem Zusammenschluss aller Laienmusikverbände.

Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 4. Jun 2008, Regionalchorverbände, Singen und Stimme, Vereinsführung, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.

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