Orpheus aus der Unterwelt in die Herzen des Publikums
Leonberg – „Orpheus und Eurydike“ meistern in der Stadthalle ihren ausweglos erscheinenden Weg zum Glück. Unterstützung erhalten die professionellen Solisten von den Sängern des Chorverbandes, dem Sinfonieorchester und Tänzern.
So berichtete die Leonberger Presse am 20.10.2014 über die vor 1.000 Zuschauern an zwei Tagen aufgeführte Operninszenierung des Chorverbands Johannes Kepler.
Im Rahmen der diesjährigen Chortage sollte neben zwei weiteren Veranstaltungen im Februar (AIDA) und November (Verdi-Requiem) ein besonderes Gemeinschaftsprojekt für die 32 Vereine entstehen, um auch das Miteinander der Chorsänger und Chorleiter verschiedener Vereine zu fördern und besonders engagierten Einzelmitgliedern die Möglichkeit zur Mitwirkung geben. Mit der Oper „Orpheus und Eurydike“ wurde die Idee unserer Verbandschorleiterin Wiebke Huhs umgesetzt. Sie überzeugte das Präsidium, dass diese Oper auch mit einem Amateurensemble professionell aufführbar ist. Auch wenn ein Chor in einem Musical oder hier in der Oper nicht die tragende Rolle hat, so demonstrieren doch die Chorsänger ihre Vielseitigkeit und schauspielerische Bühnenpräsenz und können damit manchem überholten Klischee von einem „Gesangverein“ entgegenwirken.
Eine Inszenierung, die im letzten Jahr begonnen wurde und die fast alle neben Beruf und Studium in ihrer „Freizeit“ auf die Beine gestellt haben. Für viele Mitwirkenden war es das erste Mal, dass sie in die Welt der Oper eingetaucht sind. Dazu gehört neben der Passion auch viel hartes Training, nicht nur mit der Stimme oder dem Instrument, sondern auch an der künstlerischen Gestaltung auf der Bühne. Oper wirkt immer so einfach und leicht – als würden die Akteure sich wie selbstverständlich auf der Bühne bewegen. Aber es bedeutet hinter den Kulissen viel Arbeit und Disziplin.
Vernetzung von Vereinen der Kulturszene im Altkreis Leonberg stand bei dieser Operninszenierung als kulturelles Modellprojekt im Vordergrund. Und das ist auch wahrlich gelungen: So setzt sich der 52-köpfige Projektchor aus Mitgliedern 16 unterschiedlicher Chorvereine des CVJK und anderer Zugehörigkeiten (Kirche, Nachbarverband OE) aus drei Generationen (18 – 78 Jahre) zusammen und verschafft sich Gehör neben dem 42-köpfigen Sinfonieorchester Leonberg. Zwei Chorleiter aus den Verbandsvereinen teilten sich Einstudierung und Dirigat (Till Weibel, CG Leonberg-Eltingen, 1.Teil Furien und Samuel Schick vom LK Malmsheim, 2.Teil Selige Geister) und Verbandschorleiterin Wiebke Huhs kümmerte sich um die komplette Inszenierung. Dies tat sie mit voller Hingabe, Engagement, Geduld und Können.
Im Mittelpunkt der Orpheus-Inszenierung stehen die Beziehungen aller Beteiligten zueinander: die intensive Liebesbeziehung zwischen Orpheus und Eurydike, dem „Spieler“ Amor, der Spaß daran hat, genau diese Beziehungen auszutesten, den Furien, die durch Orpheus neue Hoffnung in der Dunkelheit schöpfen und den Seligen Geistern, die im Paradies keine Beziehungen mehr benötigen, um glücklich zu sein.
In der französischen Fassung von Glucks Oper singt die Hauptpartie eigentlich ein Tenor. Doch Berlioz besetzte in seiner Bearbeitung die Partie wieder mit einem Countertenor, also einem männlichen Alt, so wie es in Glucks allererster Fassung der Oper gedacht war. Damals war es üblich, Countertenöre zu besetzen. Der Tenor kam erst später in Mode. Und außerdem sollte durch die hohe Kunstfertigkeit der „Alti“ Orpheus herausragende Sing-Gabe veranschaulicht werden.
Mit der Ballettschule Evi Ritter wurde ein renommierter Partner für die Tanzszenen gefunden. Knapp 30 jugendliche Ballett-Tänzer der Förderklassen waren begeistert, in einer Oper mitwirken zu dürfen. Am eindrucksvollsten fanden die jungen Tänzer, dass im Chor auch „Omas“ und „Opas“ mitsingen und spielen.
Unter der Anleitung des Bildhauers und Malers Fero Freymark und weiteren Künstlern des Kunstvereins ARTIFEX konnte in einem Jugendprojekt zusammen mit dem Jugendtreff Rutesheim die Bühnenbildgestaltung umgesetzt werden.
Aus der Zusammenarbeit mit diesen künstlerischen Partnern ist ein wundervolles Gesamtwerk entstanden, das Ohren- und Augenschmaus bedeuteten. Darüber hinaus wurden unter allen Beteiligten wertvolle Kontakte geknüpft und der große Wunsch nach neuen Projekten und Inszenierungen. Im Verband und in Beziehungen geht vieles besser!
Text: Angelika Puritscher, Fotos: Alfonso Sans, Uwe KeckArchivnutzer_SingenundStimme_Blog, 22. Okt 2014, Chorgattung, Chorverband Johannes Kepler, Chorverband Otto Elben, Nachwuchsarbeit, Singen und Stimme, sonstige Chöre, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.