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Die beste Art des Singens auf der Chorbiennale Aachen

Theater Aachen, Foto: Chorbiennale

Vom 12. bis 23. Juni findet wieder die Internationale Chorbiennale in Aachen statt. Dieses Jahr kommen zwei südamerikanische Chöre – Grupo Canto Corale Buenos Aires/Argentinien und der Coro da Camerata Antiqua de Curitiba/Brasilien, dazu der Hamralith–Collegechoir aus Reykjavik/Island und das Ensemble Sirenot aus Israel. Entsprechend wird es zu einer interkontinentalen Begegnung von Aachener Chören mit Chören aus Lateinamerika, der nördlichsten Stadt der Erde und aus Vorderasien kommen. Das Gastspiel des brasilianischen Chores, der im Austausch mit Carmina Mundi steht, wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung des Goethe-Instituts in Verein mit dem Auswärtigen Amt.

GMD Abdullah setzt Akzente

Während das bewährte Chorleiterteam mit Prof. Fritz ter Wey (Der Junge Chor Aachen), Harald Nickoll (Carmina Mundi), Hans Leenders (Madrigalchor Aachen) und Martin te Laak (Aachener Kammerchor) nach den Chorbiennalen 2009 und 2011 quasi in die dritte Runde geht, ist das Festival für den neuen Generalmusikdirektor Kazem Abdullah eine Premiere. Für seinen Einstand hat er anlässlich des Wagnerjahres mit „Die Meistersinger von Nürnberg“ die Oper aufs Programm gesetzt, die leitmotivisch auch über der Chorbiennale stehen könnte: Sängerwettbewerb und Funktion der Kunst als einheitstiftendes Element ineiner Bürgergesellschaft. Gleichwohl wird die Wagneroper, deren großes Festwiesenfinale aus dem 3. Akt im Eurogress auf dem Programm steht, gemäß dem Festival-Motto „KONTRASTE“ mit Kompositionen des 20. Jahrhunderts in Beziehung gesetzt. Während Claude Debussy, stets ein großer Wagner-Bewunderer, für die Weiterentwicklung der Wagnerschen Instrumentationskunst steht (und so Wagner und seinen in den „Meistersingern“ zum Ausdruck gebrachten Chauvinismus „gegen den welschen Tandt“ widerspricht), leitete Arnold Schönberg seine Zwölftonmusik von Wagner ab. Sein erschütternder Bericht „Ein Überlebender aus Warschau“ nimmt zudem Stellung zu der teils verhängnisvolle Rezeption dieser Wagneroper mit seinen rassistischen Konnotationen.

Rekordverdächtig: Neues „Sing along“

Einen ganz neuen Akzent setzt Abdullah mit dem neuen „Sing along“, das zum „Tag der Musik“ am 15. Juni ein rekordverdächtiges Konzert auf dem Katschhof werden könnte. Begleitet vom Aachener Studentenorchester (ASO) erklingen einige Verdichöre (es ist auch Verdijahr) sowie Werke von Händel und Beethoven. Den Chor des open-air-Konzertes bildet dabei das Publikum selbst. Der genaue Ablauf und die Probenaufteilung wird in den nächsten Wochen bekannt gegeben. So gäbe es jetzt ein Format, das nicht nur die Chorklänge des mitternächtlichen „Farewell“ mit Orchesterbegleitung veredelt; alle Chöre und Sänger hätten endlich auch die Möglichkeit, unter Leitung von Kazem Abdullah Meisterwerke aus Oper und Oratorium vor beeindruckender Kulisse zu singen. Da die Organisatoren 2013 in Gegensätzen denken, wird diese Großveranstaltung eröffnet durch die Kleinsten: Alle Grundschüler, die am JEKISS-Programm der Städtischen Musikschule teilnehmen („Jedem Kind seine Stimme“), sind eingeladen, im Vorfeld einen bunten Reigen an internationalen Liedern aufzuführen.

Gastspiel mit VOCES8

Dass dieser vom Deutschen Musikrat ausgerufener „Tag der Musik“ mit einem Late night Concerto in der Citykirche St. Nikolaus mit der Ausnahme-Formation „VOCES8“ aus England ausklingen wird, lässt eingefleischte Chorfans frohlocken. Diese acht Sängerinnen und Sänger haben sich in kurzer Zeit an die Spitze des A-cappella-Gesangs gesungen und schrecken in ihren Konzerten nicht davor zurück, frühe Vokalpolyphonie mit virtuosen Pop- Arrangements zu kontrastieren oder feinste klassische Chormusik in Jazz-Standards aufgehen zu lassen. Ein Genuß der Sonderklasse, schwärmte Harald Nickoll von Carmina Mundi.

Immer schon „Speaking in Tongues!“

Wie der Leiter des mit veranstaltenden Kulturbetriebs, Olaf Müller, betonte, steht die diesjährige Chorbiennale auch als Botschafter für die Bewerbung Maastrichts und der Rhein-Maas-Euregio um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ 2018. Da mit „Studium Chorale Maastricht“ und „Witloof Bay Namur“ bereits zwei international renommierte Profiensembles aus der euregionalen Nachbarschaft zu Gast waren und die Liste der weiteren bisher teilgenommenen Chöre aus Belgien und den Niederlanden ebenso lang wie bunt gemischt ist, sei die Unterstützung von VIA 2018 Ehrensache. Der grenzüberschreitende Austausch sei ein besonderes Merkmal der Aachener Kulturlandschaft und wird bei der Chorbiennale besonders deutlich, wo man ebenfalls exakt mit dem Slogan von VIA 2018 formulieren könnte: „Speaking in Tongues!“. Als besonderes Bonbon wird bei der Chorbiennale die von Hans Leenders herausgegebenen „Motetta brevia de tempore“ des Maastrichter Komponist Marcus Teller mit dem Madrigalchor Aachen und Solisten und Musikern aus Maastricht erstaufgeführt.

Mehrere Uraufführungen

Hans Leenders wurde auch von der Chorbiennale zur Komposition eines neuen Chorwerkes beauftragt. Das für vier Chöre komponierte Werk basiert auf der „Ballade vom äußeren Leben“ von Hugo von Hofmannsthal und wird bei der Biennale uraufgeführt. Auch der israelische Chor mit seiner Leiterin Shosh Lagil hat ein bis zwei Uraufführungen in Aussicht gestellt. Nachdem 2011 eine Auftragskomposition aus Kostengründen nicht realisiert worden war, würden, so freute sich Rombey, mit diesen Beiträgen erneut Distinktion und Beispielhaftigkeit der Chorbiennale unterstrichen.

Keyvisual mit Hinguck-Effekt

Von der Agentur mecca neue medien wurde für die Chorbiennale das Festivalmotto „Kontraste“ in zweifacher Weise visualiert. Zum einen wird mit gleich sieben Choristen eine erstaunliche Bandbreite an Gesichtern präsentiert: Johannes Konrads (Jg. Chor) gibt den fortgeschrittenen Semestern ein Gesicht, Chidinma ist eines der JEKISS-Kinder, Carolina Ribbing (Carmina Mundi) kommt aus Schweden, Hanne Bollen (Madrigalchor) aus den benachbarten Niederlanden, Tim Isensee (Aachener Kammerchor) repräsentierte schon in den Vorjahren die Chorbiennale, Martin Feinendegen (von Carmina Mundi) und Teresa de Luca (Aachener Kammerchor) runden den Bilderbogen ab. Alle Models halten eine Maske, auf der ihr Gesicht ein zweites Mal abgebildet ist – auf dieser in einer konzentrierten Sängerpose (Photographie Olaf Rohl). So begibt sich ein Chorist beim gemeinsamen Chorgesang auf eine höhere Ebene und lässt seine Individualität hinter sich, geht vielmehr im gesamten Chorklang auf und formt ihn mit. Dieser Kontrast zwischen Individuum und Chorgesang zeigt sich auch darin, dass das Gesicht mit der Sängerpose in der Farbigkeit des Hintergrundes aufgeht.

Tanz als Subthema

Ein spannendes Konzerterlebnis verspricht auch der Auftritt des WDR Rundfunkchores Köln zu werden. Der Profi-Klangkörper reist mit dem Vespergesang op. 34 „Ganznächtlichen Vigil“ von Serge Rachmaninow an. Rachmaninow erinnert sich in diesem Werk, das zu seinen bekanntesten und bedeutendsten gehört, nicht nur an die gewaltigen Chorklängen seiner russischen Heimat. 1915 komponiert hat er dieses Werk auch als Friedenssymbol gesehen und vielfach in diesem Sinne aufgeführt. Die Aachener Aufführung im Krönungssaal des Rathauses bietet unter dem Arbeitstitel „Licht am Ende der Nacht“ eine parallel ablaufende tänzerische Interpretation mit vier Tänzern (Choreographie: Karel Vanek) Die musikalische Leitung hat der junge vielversprechende Chorspezialist Nicolas Fink aus Bern.

Lust am Chorgesang mit Unterstützung

Viele weitere aus den bisherigen Biennalen bekannte Formate sollen die Lust am Chorgesang wecken. Frau Dr. Nina Mika Helfmeier stellte in Vertretung von StädteRegionsrat Helmut Etschenberg den Abend der StädteRegion vor, bei dem wie bereits 2011 – die genaue Konzeption wird bis Ende März festgelegt sein – die interessantesten Chöre und Vokalformationen der StädteRegion an einem Konzertabend im Krönungssaal präsentiert werden. Singen verbindet und Kunst kenne keine Grenzen. So ist Singen jene Kunstform, die am besten gemeinsam ausgeübt werden kann und so auch eine wertvolle soziale Komponente ausweist. Auch das Satellitenkonzert in Monschau am Vorabend des Festivals – diesmal mit dem isländischen Gastchor Hamralith unter der Leitung von Thorgerdur Ingolfsdottir – ist wieder vereinbart. In der Unterstützung der Chorbiennale drücke sich die Hochachtung vor dem aus, was mit der Chorbiennale an Künstlerischem und Organisatorischen geleistet würde. Auch Erich Timmermanns von der Sparkasse Aachen unterstrich, von dem Konzept und dem Festival selbst beeindruckt zu sein und begründete damit auch das große Engagement der Aachener Sparkasse. Die bewährten und allseits beliebten Lunchkonzerte, Musik im Gottesdienst, workshops in Form von öffentlichen Proben, die tägliche ChorBi-Lounge im Theater und vor allem die Lange Chornacht werden auch 2013 Choristen, Sänger und Publikum in besondere Festivallaune versetzen.

Vorverkauf und neue Homepage mit Blog

Der Vorverkauf startet am Freitag, 1. März, bei den bekannten Vorverkaufsstellen. Den begehrten Generalpass, der die günstigen Eintrittspreise noch weiter minimiert, gibt es an der Festivalkasse des Theater Aachen, Theaterplatz. Der Festivalflyer mit dem kompletten Programm wird Mitte März vorliegen. Die neue homepage hält alle Daten und viele Zusatzinformationen bereit und gibt darüber hinaus in einem Blog stets neue Einblicke hinter die Kulissen der Chorbiennale.

Weitere aktuelle Informationen unter www.chorbiennale.com

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Johannes Pfeffer, 1. Jun 2013, Chorpraxis, Fortbildungen, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.

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