Chorleben - S-Chorverband

Dem Sängerkranz Leutkirch gelingt ein großartiges Kirchenkonzert

Zum 175-jährigen Jubiläumskonzert des Sängerkranzes Leutkirch, das am letzten Wochenende ausgiebig gefeiert wurde, erklang zum Auftakt in der St. Martinskirche Kirchenmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847).

Zusammen mit dem Kirchenchor St. Verena Bad Wurzach (Leitung Robert Häusle) hatte Anne-Regina Sieber Werke dieses Komponisten ausgesucht, welche die Vielseitigkeit ihres Chores eindrucksvoll unter Beweis stellten. A-capella-Werke wechselten sich ab mit orchestral begleiteten Stücken. Das Orchester, bestehend aus Lehrern und Schülern der Jugendmusikschule und Musikern aus Bad Wurzach und dem Bodenseekreis, war bestens aufgelegt.

Für das kulturelle Leben der Stadt stellt der Sängerkranz mit seinem vielseitigen Repertoire  etwas ganz Besonderes dar. Als zweitältester Verein prägte und prägt er die Pflege des Chorgesanges. Auf wie viele Konzerte geistlicher und weltlicher Prägung lässt sich zurückblicken? Wie viele Leutkircher haben in diesem Verein über all dieses Jahre mitgesungen? In der professionell gestalteten Festschrift lassen sich diese Daten nachschlagen und rücken aus der Erinnerung hervor. Chordirektorin Anne-Regina Sieber beweist seit mittlerweile 18 Jahren, dass sie ihren Chor fordert und neue Wege geht. Das beweisen die zahlreichen Kooperationen mit befreundeten Chören und schulischen Gruppen um Kinder für den Gesang zu begeistern.

Das Konzert am Freitagabend hinterließ bei den Zuhörern einen nachhaltigen Eindruck.

Mit der Hymne nach Psalm 55 „Hör´ mein Bitten“ eröffneten die Chöre samt Orchester den Abend. Imposant, wie die Choristen zu Beginn nacheinander auf dem Podest Platz nahmen und sich dieses grandiose Gesamtbild entwickelte. Der erste Einsatz des Chores beeindruckte. Die weiche Intonation Anne-Regina Siebers, deren stimmliche Färbung wie geschaffen ist für romantische Stücke, konnte die Zuhörer begeistern. Welch Glück bedeutet es für einen Chor, wenn er neben einer professionellen Dirigentin auch noch über eine Solistin dieser Güte in einer Person verfügt.

Die „Orgelsonate Nr. 6 in d-moll“ bildete eine instrumentale Zäsur. Robert Häusle ging die Sätze mal dezent, mal klanglich hervortretend an. Über allem schwebte die Melodie des Vaterunser-Liedes. In seinem Orgelspiel erstrahlte Mendelssohns Sinn für Grazie und noble Empfindungen. Diese positiven Gefühlsregungen zu vermitteln war für den in Hamburg geborenen Musiker leichter als für andere seiner Zunft dieser Zeit. Hineingeboren in eine reiche Bankiersfamilie wurde er Zeit seines Lebens gefördert, konnte lange Studienreisen durchführen und hatte nie bohrende Zweifel oder zermürbende Kämpfe zu bestehen. All dies zeigte sich in den Werken des Abends. „Richte mich, Gott“, ein achtstimmiger Psalm, zeigte den Chor quasi ohne doppelten Boden: Die Stimmen konnten intonationstechnisch ohne Stütze durch Instrumente überzeugen.

Mit „Singet dem Herrn ein neues Lied“ zeigte sich das Helle, Stahlende in der Musik des Komponisten. Paukenwirbel und Spannungsaufbau durch ansteigende Tonfolgen machten dieses Werk zu einem Genuss. Und man sah es auch in den Gesichtern der Sänger: Voller Begeisterung waren sie bei der Sache.

Das „Christus- Oratorium“ ist durchaus als Höhepunkt des Abend zu bezeichnen. Markus Herzog übernahm die Rolle des vortagenden Tenorsolisten. Er interpretierte seinen Part mit schlanker und lockerer Tonfärbung.

„Es wird ein Stern aus Jakob aufgeh´n“, dieses Hauptmotiv bohrte sich quasi in die Herzen der Zuhörer. Das gesamte Ensemble meisterte die Aufführung dieses grandiosen Werkes.

Mit dem Konzert ist dem Sängerkranz ein toller Auftakt in die Festlichkeiten gelungen. Es ist allen Beteiligten ein großes Kompliment auszusprechen. Für die Zukunft ist dem Chor alles Gute zu wünschen.

Wolfgang Roth

Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 18. Okt 2010, Oberschwäbischer Chorverband, Singen und Stimme, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.

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