Da schau hör: Silcherausstellung des Philatelistenverein Stuttgart
Der legendäre Liederkomponist, Volksliedsammler und Musikerzieher Friedrich Silcher (1789-1860) wäre es sicher wert gewesen, auch im Jahr 2010 zu seinem 150. Todestag auf einer Sonderbriefmarke der Deutschen Post verewigt zu werden. Doch das Ausgabenprogramm für neue Motive ist reichlich bestückt und sollte wohl nicht noch weiter überstrapaziert werden. Deshalb übernimmt es in diesem Jahr der Württembergische Philatelistenverein Stuttgart 1882 e.V., den bekannten schwäbischen Komponisten, der vor seiner Lebensstellung als Musikdirektor in Tübingen auch in Stuttgart von 1816-17 wirkte, mit einer Wanderausstellung in vier Städten zu ehren.
Nach den Stationen in Weinstadt-Beutelsbach und Sindelfingen wird die Silcher-Wanderausstellung vom 01.10. bis zum 31.10.2010 auch im Muse-0 (Gablenberger Hauptstraße 130) in Stuttgart-Ost gezeigt. Die Ausstellungseröffnung am 01.10.2010 wird dabei von einem Chor untermalt. Der Abschluss der Wanderausstellung findet ab dem 09.11.2010 im Tübinger Volksbank-Haus statt, wo es auch ein Sonderpostamt mit Silcher-Sonderstempel geben wird.
Gezeigt werden auf sorgfältig gestalteten Blättern in Vitrinen hinter Glas unter anderem die bisher einzige deutsche Sondermarke zum Thema Silcher der Deutschen Bundespost aus dem Jahr 1989 und wie es dazu kam – genauer gesagt: auch die Konkurrenzentwürfe aller am Wettbewerb beteiligten Grafiker aus dem Postarchiv, größtenteils im Original und damit nur einmal vorhanden. Ergänzt wird die Schau durch zahlreiche thematisch zuzuordnende Sonderpostkarten und -briefe (auch echt gelaufene Ersttagsbriefe mit Ankunftstempeln), sowie Erinnerungsblätter mit dazu passenden extra angefertigten Sonderstempeln.
Ebenfalls in der Präsentation zu sehen sind weitere, zum Teil seltene Sammlerstücke zu den Themen Lebenswerk von Friedrich Silcher, Musik allgemein, Volkslieder, Chöre und Gesangvereine, Komponistenkollegen, Lehrmeister, Gönner und Schüler von
Silcher (z.B. Carl Maria von Weber, Heinrich Pestalozzi, Eduard Mörike oder Wilhelm Hauff), weitere prominente Männer und Frauen aus seinem Lebensumfeld sowie Stätten und Orte seines Wirkens – jeweils mit erläuternden kurzen Texten.
Alles in allem wird die Ausstellung, die u.a. vom Schwäbischen Chorverband und dem Silcher-Museum in Weinstadt-Schnait unterstützt wird, nicht nur Philatelistenherzen höher schlagen lassen, sondern auch die von Freunden von Volksliedern und vom Chorgesang und ganz allgemein kunsthistorisch interessierten Menschen:
Auf keine andere Art lässt sich Kunst- und Kulturgeschichte zu einem ganz speziellen Thema – in diesem Fall „Silcher“ – auf kleinstem Raum so anschaulich zusammentragen und illustrieren wie von Briefmarkensammlern mit ihren gezackten Kostbarkeiten.
Neben dem materiellen ist auch der informatorische Wert für Interessierte beträchtlich – und sei es nur, um zu erfahren, dass so bekannte Lieder alle von Friedrich Silcher komponiert wurden: „Ich weiß nicht was soll es bedeuten…“, „Muss i’ denn…“, „Ich hatt’ einen Kameraden…“, „Ehre sei Gott in der Höhe…“, „Am Brunnen vor dem Tore…“, „In einem kühlen Grunde…“, „Alle Jahre wieder…“ .
So wird auf insgesamt 20 Ausstellungsrahmen ein kurzweiliger Bogen gespannt vom mittelalterlichen Minnesang über das Entstehen der Gesangvereine Anfang des 19. Jahrhunderts, über Heinrich Heine und seine Polarisierungen, über die Arbeiterbewegung Mitte/Ende des 19 Jahrhunderts, über die Comedian Harmonists, über Elvis Presley bis hin zum heutigen Afghanistan-Krieg. Unglaublich, was alles dieser Silcher hergibt ….
Johannes Pfeffer, 14. Sep 2010, Singen und Stimme, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.