Kino für die Ohren
Die Chorgemeinschaft Mössingen liess Film-Musik laufen
Bekannte Lieder aus Filmen, die Band MAJA, die Sängerin Cordula Funk, den sängerischen Nachwuchs und ihre Stimmkraft – viel mehr brauchte die Chorgemeinschaft Mössingen nicht, um am Samstag das Publikum in der übervollen Quenstedt-Aula in Begeisterung zu setzen.
Unter dem Motto „Es war einmal“ drehte und wendete sich der erste Teil des Programms um Hits aus alten Filmen, der Gesamtchor schmetterte zur Begrüssung „Ein Freund, ein guter Freund“, liess aber auch herzlich den Liebling der „Drei von der Tankstelle“ grüßen. Er verkündete die Weisheit aus dem Film „Der Sieger“, dass der Weg zur Seligkeit über den Mund führt, verbrachte „eine Nacht in Monte Carlo“ und zog mit „Das gibt’s nur einmal“ nach Wien. Musik und Text dazu stammen, wie manches andere, aus der Feder von Werner Richard Heymann und Robert Gilbert, die als Juden und Linke aus Deutschland verjagt wurden. Sie arbeiteten beide bei dem Musikfilm „Der Kongress tanzt“ mit, der sich um die Liebschaft zwischen Zar Alexander und Blumenmädchen Christel rankt. Moderator Andreas Antonin, mit dem der Chor den Gästen einen klugen Platzanweiser mitgab, erteilte dazu lustigen Geschichtsunterricht über die Umstände, die dieses politisch finstere Ereignis begleiteten.
Die Chorgemeinschaft liess nicht nach, die Hörer im Saal einer Ohrwurmkur zu unterziehen, mit des unsterblichen Doktor-Schiwagos-Schneeschmelzschmalzmelodie „Weisst du, wohin?“ oder „The Entertainer“ aus „Der Clou“.
In wirtschaftswunderliche Zeiten bastelte man um den populären Schlager „Ohne Krimi geht die Mimi“ herum eine Filmhandlung. Das alles übte einen großen Reiz aus, sich nicht wegzuzappen, sondern aufmerksam zu folgen. Regisseur Martin Koller freute sich am Dirigentenpult, wenn wieder eine Szene mit Gesangseinlage abgedreht war, gemeinsam mit der experimentierfreudigen Band MAJA. Prima Musik auch ohne den Chor, die Titelmelodie der namensgebenden „Biene Maja“ und „Wonderful World“, das man aus Armstrongs Gurgelkehle kennt, schön aufbereitet. Und wer die Geliebte aus der Unterwelt Schweigen holen wollte, täte es gerne, spielte MAJA dazu die Musik aus dem hervorragenden „Orfeu negro“.
Besonders gut gefiel dem Publikum der Auftritt des Gesangsnachwuchses. Die Steinlach-Kids und Steinlach-Teens, 26 Kinder insgesamt, brachten Dschungelatmosphäre auf die Bühne mit der Regenwaldkulisse, mit der fabelhaften Unbekümmertheit, mit der sie ihren „Urwaldsong“ darboten, und ihren wunderhübschen Verkleidungen als Giraffe, Elefant oder Löwe. Gut gesungen ! Noch einmal zu hören war die Solistin Cordula Funk mit „Circle of Life“ aus dem „König der Löwen“.
Zweiter Teil. „Diamonds are forever“ und andere Bond-Titelmusiken. Der Chor legte sich ins Zeug. Das Theater Katafalk trug Actionszenen bei, mit Rudi Renner als Agent, seiner Frau Sabine als „unbekannte Schöne“, Bernd Köhler als Bösewicht Auric Goldfinger. Vor Rührung geschüttelt ward man bei „My Heart will go on“ aus „Titanic“. Vier Titel von „Queen“ sangen die Choristen, als wären sie selbst überrascht gewesen, wie gut das gelang, dazu holten sie die „Beach Boys“ auf die Bühne. Dann noch ein großer Auftritt für Funks Stimme, strahlkräftig mit „Blue suede shoes“ und bardamenverrucht bei „Georgia on my mind“ von Ray Charles. Der starke Beifall war ehrlich. Beeindruckend die Dekoration mit einem blankpolierten roten Jaguar, wie ihn Mr. Q für Bond hätte ausstatten können. Niemand hatte das Gefühl, im falschen Film gewesen zu sein.
Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 7. Feb 2009, Chorverband Ludwig Uhland, gemischte Chöre, Kinderchöre, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.