‚Festival der Chöre‘ der Sängerregion Bad Saulgau
„Festival der Chöre besticht durch Qualität -500 Akteure versprühen Lust am Singen“, so die Headline der Schwäbischen Zeitung in ihrem Nachbericht über das „Festival der Chöre“ der Sängerregion Bad Saulgau im Oberschwäbischen Chorverband. In der Tat haben die 19 Chöre und die Städtische Jugendmusikschule Bad Saulgau in der ausverkauften Bad Saulgauer Stadthalle einen Konzertabend geboten, der bewies, mit wie viel Engagement und auf welch beachtlichem Niveau in den Laienchören gesungen wird. Es war nicht nur eine musikalische, sondern auch strategische Meisterleistung, die über 500 Sängerinnen und Sänger in immer neuen Formationen zu Auftritten zusammenzufassen – bei „Carmina burana“ drängten sich knapp 250 Akteure zwischen den Vorhängen. Und es war spannend, am meisten wohl für die verantwortlichen Dirigentinnen und Dirigenten. Welche Tonfärbung, welches Stimmvolumen würde sich ergeben mit dem mehrfachen Quantum an Sängerinnen und Sängern als zuhause. Aller Bedenken zum Trotz glückte das Experiment hervorragend.
„Musik verbindet die Nationen“ war das Motto des Konzerts, und aus den geographischen Zielen ergab sich auch das Rezept, nach dem die Chöre zusammen konzertierten. Die musikalische Weltreise starteten die Allerjüngsten, die Bad Saulgauer „Donaulerchen“, der „Kinderchor Bolstern“ und die „Piepmätze Reichenbach“ mit ihrem Eröffnungslied „Lieder die wie Brücken sind“. Es folgten Lieder von Sonne, Sand und dem ausgebüxten Känguru, bei denen sie das Publikum mit ihrer Unbeschwertheit und mit ihrer puren Lust am Singen ansteckten.
Die gemischten Chöre aus Ostrach und Ennetach brachten mit Verdis „Violetta“, dem Gefangenenchor aus „Nabucco“ und der „Barcarole“ von Offenbach gekonnt Opernflair auf die Bühne. Dann ging’s im Dreivierteltakt nach Wien, wo die „Liederkranz“-Formationen Altshausen, Reichenbach und Renhardsweiler sowie die „Sängerfreunde Bad Saulgau“ ihr Publikum mit den „Wiener Klänge“, ein Reigen an Johann-Strauß-Melodien, in Walzerstimmung versetzten, begleitet von einem Streichensemble der Jugendmusikschule.
Für die „Phantastischen Abenteuer des Don Quijotte“ hatten sich die Männerchöre aus Bad Saulgau und Bolstern zusammengetan und zauberten mit Temperament und viel Gefühl, aber auch mit einer bemerkenswerten Ausdrucksweise den „Ritter von der traurigen Gestalt“ herbei. Mit den „Finnischen Liedsätzen“, ganz in der Intention des skandinavischen Naturells gesungen, entführten die gemischten Chöre aus Marbach, Bondorf, Haid und Königseggwald die Zuhörer in den hohen Norden, um gleich darauf einen „Italienischen Salat“ in Originalsprache zu servieren, der dem Publikum trefflich mundete.
Ohne Notenblätter, dafür mit viel Rhythmik, Stimmvolumen und Bewegung intonierten die „Young voices Altshausen“, der „Junge Chor Bolstern“, die „Young generations Reichenbach“ und der Projektchor Reichenbach afrikanische Musik, zwei davon in der Originalsprache. Und mit „The lion sleeps tonight“ gab’s dann noch ein Schmankerl für die Musicalfans.
Einen markanten und stimmgewaltigen Schlusspunkt setzten die Ausschnitte aus Carl Orffs furiosem Tongemälde „Carmina burana“ Regionschorleiter Reinfrid Gantner hatte die Originalversion für Chor, zwei Klavieren, Percussion und Sopransolo bearbeitet. Als musikalischer Allrounder brillierte Gantner an diesem Abend nicht nur als universeller Liedbegleiter sondern dirigierte auch noch die Zugabe „Fortuna imperatix mundi“. Bei „Carmina burana“ trat auch die Sopranistin Manuela Hepp-Röck nochmals solistisch an die Rampe. Sie hatte das Publikum zuvor schon begeistert, als sie mit höchst ansteckendem Lachen durchs Publikum stolperte, hier einem ehrenwerten Herrn auf den Schoß plumpste, dort die hohe Geistlichkeit am Ohr zog und dabei ihr Lied vom „Schwipserl“ in Perfektion intonierte.
Eine gute Partnerschaft gingen die Chöre auch mit den Schülern der Städtischen Jugendmusikschule Bad Saulgau ein, die im Rahmen der vom Regierungspräsidium Tübingen unterstützten Kooperation Schule/ Verein mitwirkten. Sie begleiteten nicht nur versiert am Piano, auf Streichinstrumenten und Schlagwerken die Chöre, sondern brachten eigene Beiträge ein, wie beispielsweise die beiden „Jugend musiziert“-Preisträgerinnen Carina und Teresa Schobloch, die die „Sonate D-Dur für zwei Klaviere“ von W.A. Mozart vierhändig spielten.
Heiner Vaut vom SWR4 Bodenseeradio war als versierter Conferencier ein guter Begleiter dieser musikalischen Weltreise, für die die Akteure vom höchst zufriedenen Publikum mit stürmischem Beifall belohnt wurden.
Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 24. Jun 2008, Oberschwäbischer Chorverband, Regionalchorverbände, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.