Ensembles bieten moderne und gepflegte Gesangskultur
Der Liederkranz Mundelsheim und der junge Chor Cantaris aus Freiberg haben in der Käsberghalle traditionelle und moderne Stücke präsentiert.
Unter dem Motto „Klassik trifft Pop“ haben der Gesangverein Liederkranz und der Chor Cantaris aus Freiberg überzeugend vermittelt, dass sich herkömmliche Chorliteratur und modernes Liedgut kombinieren lassen — ohne dass die Harmonie darunter leidet.Unter der souveränen Leitung von Ingo Sautter zeigte sich der vornehmlich mit älteren Sängern bestückte und der Tradition verpflichtete Männerchor am Samstagabend in der Käsberghalle aufgeschlossen für „junges“ Liedgut. Die Sängerinnen und Sänger im Singkreis Freiberg — 1995 gegründet und vor allem der jüngeren Chorliteratur verschrieben — erwiesen sich unter ihrem Dirigenten Günther Banal im traditionellen Repertoire ebenso zu Hause wie in der Popmusik.Dem traditionell klassischen Chorgesang war der erste Liederblock eingeräumt. Zum Auftakt sang der Männerchor Franz Schuberts „Nachtgesang im Walde‘ sowie „Der Gondelfahrer“ und servierte mit „Unsere kleine Nachtmusik“ eine Hommage an Wolfgang Amadeus Mozart. Nach zwei Liedern von Joseph Haydn und Georg Friedrich Händel folgte mit „Swing the Predule“ Marc-Antoine Charpentiers Vorspiel aus dem Te Deum (D-Dur)‘ das als Eurovisionsmelodie bekanntgeworden ist. Der Chor überzeugte mit textbezogener Interpretation, klarem kultiviertem Klangbild und intonierte sauber.Madrigale von Orlando di Lasso und anderes Liedgut aus dem 16. jahrhundert hatte der Cantaris-Chor für seinen ersten Liedblock ausgesucht, den er dann mit „Erlaube mir, feins Mädchen“ von Johannes Brahms ausklingen ließ. Ob Deutsch, Französisch oder Englisch beziehungsweise Lateinisch — der Freiberger Chor sang auswendig und konnte so dem sensiblen Dirigat seines Chorleiters mühelos folgen und die fein herausgearbeiteten Nuancen wiedergeben.Beide Chöre widmeten sich anschließend im zweiten Programmblock dem Liedgut unserer Tage und trafen damit den Nerv des Publikums, das sich begeistert einklinkte, mitschnipste oder klatschte und auch mal aktiv einstimmte. Mir dem Elvis-Presley-Song „Wise men say“‘ dem bekannten „Dont worry, be happy“ und der von Queen verbreiteten „Bohemian Rhapsody“ (Freddie Mercury) bot Cantaris anspruchsvolle zeitgemäße Chormusik mit reizenden Klangbildern. Bei „Lollipop“ gab‘s für die Zuhörer kein Halten mehr, und viele versuchten den berühmten „Plopp“ zu setzen.Auch der Liederkranz präsentierte sich „modern“ und sang vom Frieden in der Welt als wunderbarem Klang („One Way Wind“), ließ den ,Kriminal Tango“ aufleben und schwebte mit Reinhard Mey „Über den Wolken“. Bei Reinhard Mey und Udo Jürgens („Mein Bruder ist ein Maler“) freilich wurde deutlich, dass sich diese solistisch angelegten Lieder wenig für Chorinterpretation eignen und eher Langeweile erzeugen. Der „Wilde Westen“ und „Fürstenfeld“ weckten dann wieder die Lust zum Mitmachen — und dann war es Zeit, „Goodbye“ zu sagen.Die Käsberghalle mag nicht den schönsten Konzertsaal bieten, aber die Veranstalter haben alles getan, um einen guten Rahmen zu schaffen — und der Pausengang ans Ufer des Neckars wurde an diesem Frühlingsabend zum echten Genuss. Dem Liederkranz und Cantaris, unterstützt von einem Bläserensemble des Musikvereins und der Rhythmusgruppe mit Thomas Stapf (Piano), Helmut Sauer (Gitarre), Thomas Schmitz (Bass) und Joe Kukula (Schlagzeug), ist ein guter Wurf gelungen, moderne und gepflegte Gesangskultur zu bieten. Helmut Schwarz
[Bericht aus der Marbacher Zeitung vom 29.4.2008]
Foto: avanti
(Marbacher Zeitung)
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