Aktuelles Editorial SINGEN, Ausgabe 10-2012
die Welt ist bucklig und krumm.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in einer Herbstnummer von SINGEN unsere Landesregierung zu loben und ihr zu danken, dass sie im Jahr 2012 ihre Zuschüsse für die Laienmusik parallel zur Sportförderung merkbar anhebt. Im Frühjahr noch schien alles in diese Richtung zu deuten. Ich wollte unseren Dank freilich erst dann formulieren, wenn die Zuschüsse 2012 wirklich geflossen sein würden.
Nun erreicht mich über den Landesmusikverband die Nachricht, dass die Erhöhung des Landeszuschusses für die Laienmusik leider geringer als die Steigerung beim Sport ausfällt. Für den kommenden Doppelhaushalt 2013/14 will die Regierung diese unterproportionale Erhöhung fortschreiben, so dass sich unsere Position im Verhältnis zum Sport weiter verschlechtert. Mit anderen Worten: die Musik ist dem Land weniger wert als der Sport.
Das ist nun doch ernüchternd und enttäuschend. Uns gegenüber wurde immer beteuert, dass wir so behandelt würden wie der Sport. Deshalb konnten wir guten Gewissens auf die Forderung nach einem Solidarpakt, wie der Sport ihn hat, und der ihm fünf Jahre lang eine Steigerung seiner Zuschüsse garantiert, verzichten. Vertrauen gegen Vertrauen halt. Das ist jetzt zumindest etwas beschädigt. Der Landesmusikverband wird künftig auf die gleiche Verbindlichkeit von Zusagen bestehen müssen, wie sie dem Sport gewährt wird.
Liebe Sängerinnen und Sänger,
dass ich die Landesregierung jetzt nicht so lobe, wie ich es gerne getan hätte, ist Ihnen sicher verständlich. Wir sind auch für den erhöhten Landeszuschuss für das Jahr 2012 dankbar. Doch es geht nicht nur um den Betrag. Wir müssen aus der Schlechterstellung gegenüber dem Sport die Konsequenz ziehen, dass wir politischer werden müssen. Wir wollen nicht weiter hinter dem Sport herhinken. Laienmusik und Sport tragen gleichermaßen zur gesellschaftlichen Integration bei. Beide sind gleichermaßen Säulen einer lebendigen sozialen Gemeinschaft. Wir müssen offenbar die gleiche Augenhöhe mit dem Sport in der öffentlichen und der Regierungswahrnehmung (wieder) erkämpfen. Meinen Teil werde ich dazu sicher beitragen. Aber an Ihnen liegt es, Ihre örtlichen Abgeordneten, gleich welcher Partei, auf diese Ungerechtigkeit und vor allem ungleiche Wertschätzung deutlich hinzuweisen. Denn bei der Haushaltsaufstellung 2013/14 hat das Parlament das letzte Wort. Es könnte das die Laienmusik brüskierende Verhalten der Regierung im Jahr 2012 für die kommenden Jahre korrigieren.
Wenn die Welt nicht bucklig und krumm bleiben soll, müssen wir sie beackern.
Ihr
Eckhart Seifert
Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 9. Okt 2012, Singen und Stimme, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.