Vulkania Oberriexingen – Mut siegt über Mobbing
Mit einem ebenso ernsten wie aktuellen Gesellschaftsthema zogen die Kinder- und Jugendchöre der Vulkania Oberriexingen am Wochenende über 400 begeisterte Zuschauer in ihren Bann. Unter der musikalischen Leitung von Chordirektor Martin Falk präsentierten sie bei drei Aufführungen in der Festhalle das Musical „Sammy“, in dem es um Ausgrenzung und Zivilcourage im Schulalltag geht. Besonderes Interesse und Unterstützung für dieses Projekt zeigte die Grundschule Oberriexingen, die mit rund 100 Schützlingen im Rahmen des Unterrichts eine Sondervorstellung besuchte.
Insgesamt standen 28 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und fünfzehn Jahren auf der Bühne. Begleitet von Klavier, Bassgitarre und Schlagzeug spielten und sangen sie sich mit teils fetzigen, teils leisen Tönen und einer aufrüttelnden Geschichte in die Herzen des Publikums: Sammy, dargestellt von Carolin Haverkamp, ist gerade mit ihrer Familie zugezogen und muss sich in der neuen Schule einleben. Das wird ihr von den Mitschülern nicht leicht gemacht und so beklagt sie sich zu Hause über „diese schrägen Blicke“ und dass sie „nicht zur angesagten Clique“ gehöre. Bald fällt ihr jedoch auf, dass es einem anderen Mädchen noch viel schlechter geht als ihr. Sie wird ständig von zwei Jungs in der Klasse gemobbt, weil sie nicht solche „coolen“ Dinge besitzt oder unternimmt wie die beliebten Mädchen. Niemand, selbst die beiden Klassensprecher, trauen sich, dagegen etwas zu unternehmen, denn sie wollen „bloß keinen Ärger mit diesen dummen Kerlen“. So singt Vivien Kleinert alias Nele mit trauriger, aber glockenheller Stimme: „Und alle schauen zu und mischen sich nicht ein. Wie kann man nur so feige und so egoistisch sein?“
Doch mit Sammy weht ein neuer Wind in der Klasse. Sie lässt sich nicht einschüchtern und kann sehr gut mit der Außenseiterin mitfühlen. Mit dem Lied „Trau dich und wehr dich! Nimm all deinen Mut zusammen!“ bestärkt sie ihre Nebensitzerin darin, sich endlich nicht mehr alles gefallen zu lassen. Das tut diese dann auch und spricht mit dem Song „Was ist gut, was ist schlecht“ im Unterricht freimütig über die jahrelangen Kränkungen: „Ihr verurteilt mich, obwohl ihr mich nicht kennt. Mir tut es weh, keiner von euch zu sein!“ Dieses Geständnis lässt diejenigen, die bisher immer nur weggeschaut haben, endlich zur Besinnung kommen. Zusätzlich bestärkt von den „offenen Worten“ ihrer Lehrerin entschließen sie sich gemeinsam, „über den Schatten zu springen und die Fahne nicht länger in den Wind zu hängen, sondern Nele zu zeigen, dass sie ihre Freunde sind“. Außerdem nehmen sie sich vor, künftig „den Menschen zu sehen und nicht nur nach dem Äußeren zu gehen.“ Durch diesen entscheidenden Schritt der Versöhnung steht die Mehrheit nun hinter Nele und Sammy, und die beiden gefürchteten Klassenrowdys verlieren ihre Macht. So siegen am Ende Mut und Mitmenschlichkeit über Mobbing und Gewalt. Zudem wird das Finale des stimmkräftigen Chors und der achtzehn souverän agierenden Solisten und Darsteller zum Appell an das Gewissen eines jeden Zuschauers, ob jung oder alt: „Helfen oder wegsehen, du hast die Wahl! Siehst du deinen Nächsten oder ist er dir egal? Sei wie Sammy, setz dich für andre ein und lass die Hilflosen nicht allein!“
Mit dem Thema Zivilcourage griff die Vulkania ganz bewusst ein brandheißes Eisen auf, welches Kinder und Jugendliche insbesondere im Schulumfeld betrifft. Doch darüber hinaus gibt es auch im Erwachsenenalltag immer wieder Situationen, wo Hinsehen, Eingreifen und Einstehen für hilflose Opfer gefragt sind. So verbanden die Verantwortlichen des Vereins mit der Auswahl des Werkes von Michael und Brigitte Schmoll auch „die Hoffnung, mit den Aufführungen bei jedem ein Nachdenken zu bewirken“, wie Tanja Klein, eine der beiden Jugendbegleiterinnen, betonte. Gemeinsam mit Jolanda Klett stimmte sie die Kinder und Jugendlichen seit Jahresbeginn intensiv auf das Musical ein. Beide freuten sich, dass die eindringlichen Texte offenbar bereits bei den Beteiligten selbst positive Spuren hinterlassen haben, denn „selten seien die Vorbereitungen so entspannt verlaufen wie diesmal“, so ihr Fazit über die erfolgreiche Arbeit mit dem Sängernachwuchs der Vulkania. Der lang anhaltende Applaus ganz am Ende des nachdenklichen Stückes zeigte, dass die Botschaft auch beim Publikum angekommen ist. (Vera Gergen, Vulkania Oberriexingen, mit freundlicher Genehmigung der VKZ)
Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 18. Okt 2011, ARCHIV: Chorverband Enz, Singen und Stimme, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.