Beethovens Neunte in Bad Herrenalb
Es ist ja so eine Sache mit Beethovens Neunter Sinfonie. Jeder kennt die „Ode an die Freude“, jeder meint, sie mitsingen zu können – bevor er in die Noten geschaut hat. Dann kommt der Schock.
Denn das eigentliche Werk geht an die Substanz, fordert allein schon in der Doppelfuge höchste Konzentration und Präzision von seinen Chorsängern, hebt dazu häufig in Höhen ab, die das technische Können eines durchschnittlichen Amateursängers übersteigen. Unaufführbar also für bloße Laien? Mochte man meinen.
Dann kam der 9. Mai 2024. Das idyllische Städtchen Bad Herrenalb trat den Gegenbeweis an. Und das mit fulminantem Erfolg. Die beiden Chorleiter Makitaro Arima und Miriam Kurrle fügten ihre Chöre zu einem 120-Kehlkopf-starken Projektchor zusammen, der diesen Europatag in Bad Herrenalb unvergessen machen sollte. Das war später sogar dem Südwestdeutschen Rundfunk (SWR) eine Erwähnung in den TV-Nachrichten wert.
Diese Chöre waren: der Chor an der Klosterkirche Bad Herrenalb, der Chor an der Matthäuskirche Karlsruhe, der Gesangverein Liederkranz „Sunshine Chor“ Neusatz, die Chorgemeinschaft Langenalb, der Gesangverein Frohsinn „Querbeat“ Schwann, der Gesangverein Edelweiß „Flutlicht-Chor“ Dennach, der deutsch-japanische Chor „Der Flügel“ Karlsruhe. Weitere Projektsängerinnen und -Sänger schlossen sich an.
Die Leitung der Neunten hatte Arima, der auch die Eigenkomposition Eijiros Traum dirigierte. Hinzu kam eine Eigenkomposition seiner Frau Reiko Emura „Landschaft von Bad Herrenalb“. Beide Uraufführungen wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. Kurrle übernahm die Rolle des Sopran-Solos und dirigierte zum Auftakt des Konzerts das „O Fortuna“ aus Orffs „Carmina Burana“.
Kraftvolle Männerstimmen, höhensichere Frauenstimmen, die Freude griff schnell in der gesamten Sporthalle um sich für einen musikalischen Hochgenuss, wie ihn der kleine Kurort im Nordwestschwarzwald so noch nicht erlebt hat.
Von der ursprünglichen Idee, das Konzert im repräsentativeren Kurhaus in Bad Herrenalb zu veranstalten, war man schnell abgekommen. Zu groß ist das Werk, zu klein der Saal. Und so bewiesen Künstler und Organisation einiges an Improvisationstalent, um das Unmögliche möglich zu machen.
Initiator dieser Idee war Bad Herrenalbs Bürgermeister Klaus Hoffmann. Anlässlich des 875-jährigen Bestehens der Stadt wollte man ein besonderes kulturelles Programm hervorzaubern. Und so entstand die Idee der „Europahymne am Europatag“. Ein Auszug der „Ode an die Freude“ wurde nämlich 1972 vom Europarat als solche erwählt, sie ist heute auch die Hymne der Europäischen Union.
Als Solisten traten neben Kurrle (Sopran) auf: Eva Ziebarth (Alt), Rüdiger Husemeyer (Tenor) und Jaco Venter (Bass). Instrumental unterstützten das 32-köpfige Projektorchester Karlsruhe sowie Reiko Emura am Piano.
Miriam Kurrle, 31. Jan 2025, Chorverband Nordschwarzwald, Nachberichte, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentar schreiben,