Mit offenen Armen“ – Interkulturelles Projekt des Landesmusikverbands schreitet voran
Unter dem Dach des Landesmusikverbands führen der Schwäbische Chorverband (SCV), der Bund Deutscher Blasmusikverbände (BDB) und der Deutsche Zithermusik Bund BW (DZB) seit Beginn des Jahr 2016 drei ganz unterschiedliche Projekte zur interkulturellen Öffnung durch (LMV berichtete). Im Herbst 2016 werden erste Ergebnisse präsentiert – Zeit für eine Zwischenbilanz.
Für „Stimmen der Heimat“ hat sich ein Projektteam im Auftrag des Schwäbischen Chorverbandes auf die Suche nach der Musik von Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund im Einwanderungsland Baden-Württemberg gemacht. Die Vielfalt der Musikkulturen hier im Bundesland zu dokumentieren und bekannter zu machen ist ihr erklärtes Ziel, wobei der Schwerpunkt auf vokale Musik gelegt wird. Die MusikerInnen und SängerInnen zu finden war dabei gar nicht so einfach, da die reine Internetrecherche nur wenig Ergebnisse gebracht hat, berichtet die Projektleiterin Daniela Höfele. So war das Projektteam dankbar für Empfehlungen und Kontakte der bereits Interviewten, und hat gleichzeitig über Festivalprogramme weitere private Musikgruppen eruiert. Die Recherchephase wurde im Juli 2016 abgeschlossen und hat viele interessante Begegnungen und Neuentdeckungen hervorgebracht: so zum Beispiel den chinesischen Chor „SinoPhonia“ in Stuttgart, die internationale Mosaik Musik- und Kunstschule Esslingen von Cemil Aydemir und die Nomadensängerin Badamkhorol Samdandamba, die in Freiburg den bislang einzigen mongolischen Chor Europas gegründet hat. Dem Projektteam von „Stimmen der Heimat“ ist bei seinen Interviews besonders aufgefallen, dass bei den MusikerInnen ein sehr großes Interesse für Kooperationen mit Musikgruppen anderer kultureller Hintergründe besteht. Ergebnisse der musikalischen Entdeckungen von „Stimmen der Heimat“ und die Möglichkeit zur Knüpfung erster Kontakte wird es auf einem Begegnungskonzert am Abend des 27. Oktober 2016 in der Reithalle der Karlskaserne Ludwigsburg zu hören geben.
In insgesamt sogar drei Konzerten präsentiert das Teilprojekt „Zither meets Ba?lama“ im Herbst 2016 Neukomposition für die Instrumente Zither und Ba?lama / Saz. Die Kompositionen hat der DZB bei Prof. Fredrik Schwenk von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und Murat Bay von der Musikschule Offenburg in Auftrag gegeben. Entstanden sind zwei Werke, die auch mit anderen Instrumenten nachspielbar sein werden. Prof. Fredrik Schwenk nennt seine Komposition „Fremd bin ich eingezogen“ und ordnet sie eher als europäische Musik ein. Murat Bay’s Stück „Brücken der Freundschaft“ ist ebenfalls modern mit traditionellen Klängen. „Ob es mehr nach Orient oder nach Europa klingt, wird der Hörer selbst entscheiden“, sagt Murat Bay, der neben Birgit Fuchs musikalischer Leiter des Orchesters ist. Nach der Uraufführung der Neukompositionen am 25. September in der Herz Jesu Kirche in Rastatt ist „Zither meets Ba?lama“ noch am 23. Oktober im Historischen Kaufhaus in Freiburg und am 6. November in der Musikschule in Fellbach zu hören (Konzertbeginn jeweils 17:00 Uhr). Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Weitere Informationen unter: www.lv-bw-zither.de.
Auch die Vorbereitungen für das Ausbildungsprogramm RhythMiXXX, das ehrenamtliche Interessierte zur nachhaltigen Integration von Flüchtlingen in musikalischer Begegnung qualifiziert, schreiten voran. Der Musikpädagoge und Jazz-Musiker Arno Pfunder hat im Auftrag des BDB ein Lehrbuch „RhythMiXXX“ entwickelt, das die Grundlage für den zugehörigen Kurs „Rhythm & Team“ in der BDB-Musikakademie sein wird. Das Konzept von „RhythMiXXX“ baut auf Bodypercussion auf, das heißt es werden keine „Spielutensilien“ außer dem eigenen Körper benötigt. Für interkulturelle musikalische Begegnungen ist es deshalb besonders gut geeignet, weil die Kommunikation untereinander keiner Sprache bedarf. Das Besondere an dem für „RhythMiXXX“ entwickelten Konzept ist der visuelle Aufbau: es sind keine Notenkenntnisse erforderlich, da alle Aktionen und Sounds mit Piktogrammen, also in Bildsprache, erklärt werden (Piktogramm-Notation). Diese „Universalsprache Rhythmus“ kann vom 18.-20.11.2016 in der BDB-Musikakademie in Staufen erlernt werden, unter Zuhilfenahme dieses neuen Lehrwerks wird ein- und zweistimmig in Gruppen geprobt. Die Ergänzung zum theoretisch vermittelten Wissen im Bereich interkulturelle Öffnung stellen Erfahrungsberichte aus der Praxis dar, sodass alle drei Teilaspekte des Lehrgangs an einem komprimierten Wochenende bearbeitet werden. Anmeldungen zu dem Kurs sind noch möglich unter: www.blasmusikverbaende.de.
Alle drei Teilprojekte von „Mit offenen Armen“ haben Modellcharakter, so dass auch die anderen Chor- und Instrumentalvereine im Landesmusikverband von den Erfahrungen und Ergebnissen Anstöße und Anregungen für zukünftige Projekte gewinnen können. Eine Gesamtdokumentation wird das Erfahrungswissen zusammenfassen und vermutlich im Frühjahr 2017 für alle Interessierte zugänglich gemacht werden. Gefördert wir das Gesamtprojekt „Mit offenen Armen“ aus Mitteln des Innovationsfonds über das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Johannes Pfeffer, 16. Aug 2016, Chorpraxis, gemischte Chöre, Nachwuchsarbeit, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.