Amateurcharme oder Profimacht? Tipps für die Videoproduktion
Unbeholfenheit hat durchaus ihren Charme, auch bei einem Video. Wenn freilich nur „Pleiten, Pech und Pannen“ zu sehen sind, dann ist das nicht übermäßig werbewirksam. Deswegen wollen wir einen Profi fragen, worauf es ankommt bei der Produktion eines Videos, in unserem Falle eines Chorvideos. Paul Volkwein organisiert den Videoworkshop Macht und Mausklick, der vom 14. – 17. Juni 2012 in der Landesakademie für Jugendbildung Weil der Stadt stattfindet.
SINGEN: Für den Anfang eines Videos braucht man weder Kamera noch Papier, aber eine Idee. Gibt´s für die „Produktion von Ideen“ auch Hilfestellungen? Und wie perfektioniert man Ideen?
Paul Volkwein: Wenn die Grundidee einmal steht, lässt sich der Rest mit Brainstorming und Kreativitätstechniken deutlich leichter arrangieren. Eine formulierte zentrale Botschaft und ein roter Faden, der sich durch das gesamte Ergebnis ziehen, hilft die Ideen in Bahnen zu lenken. Außerdem wichtig: Die Zielgruppe definieren und sich fragen, was diese sich vom Endprodukt verspricht.
SINGEN: Ein Chorvideo muss nicht unbedingt ein Actionthriller sein, dennoch wäre es schön, die paar Minuten so spannend wie möglich zu gestalten.
Paul Volkwein: Unbedingt! Hier ist vor allem der Einstieg wichtig. Fesseln die ersten Bilder den Zuschauer, ist die größte Hürde schon genommen. Eine ausgewogene Abwechslung von Konzertaufnahmen, Interviewsequenzen oder Kommentaren hilft dabei, die Spannung aufrechtzuerhalten.
SINGEN: Der Ton ist in vielen Videos Stiefkind. Bei einem Chorvideo hat er zentrale Bedeutung. Also zuerst aufnehmen und dann alles synchronisieren?
Paul Volkwein: Gerade bei Konzertaufnahmen sollte eine gute Tonaufnahme nicht vernachlässigt werden. Sind die technischen Möglichkeiten gegeben, empfiehlt es sich auf jeden Fall, eine professionelle Tonaufnahme anzufertigen und diese mit dem aufgenommenen Bild zu synchronisieren. Im semi-professionellen Bereich fehlt es jedoch oft an Ausstattung und den nötigen Kenntnissen. Aber auch kleinere Maßnahmen helfen direkt die Qualität der Aufnahmen zu verbessern. Ein gutes externes Mikrofon zur einfachen Videokamera in einer entsprechenden Aufhängung liefert je nach Anspruch deutlich bessere Ergebnisse.
Der Schwäbische Chorverband und Edition Omega haben einen Wettbewerb für Chorvideos für Chöre im Schwäbischen Chorverband ausgeschrieben. Weitere Informationen in der Ausschreibung. Teilnahmeschluss ist der 01. August 2012.
SINGEN: Wie viele Kameras braucht man für einen guten Film?
Paul Volkwein: Das ist pauschal schwer zu beantworten. In unseren Workshops arbeiten wir mit Jugendlichen, die meist nur über begrenzte technische Möglichkeiten verfügen. Wir suchen nach Möglichkeiten, durch geschickte Aufnahmetechniken und verschiedene -perspektiven mit wenig Aufwand ein möglichst spannendes Bild zu erzeugen. Welches Bild soll eingefangen werden? Je detaillierter die vorherige Planung ist, desto weniger Aufwand benötigen die Aufnahmen – sowohl zeitlich, als auch materiell.
SINGEN: Vielleicht noch ein paar Tipps zur Kameraführung. Aus der Hüfte oder mit Stativ, ruhig oder im Rhythmus der Musik?
Paul Volkwein: Gerade bei Konzertaufnahmen über größere Distanzen ist ein Stativ besonders bei kleineren Kameras ein Muss. Beim Einsatz der Zoomfunktion werden kleine Unsicherheiten in der Kameraführung zu starkem Ruckeln und Wackeln. Dennoch leben Videos von bewegten Bildern. Ein gutes Stativ lässt dabei genügend Freiraum für Kameraschwenks ohne lästiges Ruckeln. Durch den geübten Umgang mit Schulterkameras kann deutlich flexibler aufgenommen werden.
SINGEN: Zum Glück gibt´s ja noch den Schnitt. Viele Filme sind erst am Schnittpult so richtig entstanden. Dennoch kann man nicht alle Fehler, die vor dem Schnitt gemacht worden sind, am digitalen Schnittplatz wieder in Ordnung bringen.
Paul Volkwein: Wird mit mehreren Kameras aufgenommen, so kann man beim Schnitt kleinere Fehler der einzelnen Aufnahmen leicht durch Sequenzen anderer Kameras ersetzen. Ist jedoch die Grundqualität der Aufnahmen mangelhaft, so helfen auch digitale Verbesserungen nicht mehr viel. Gerade beim Schnitt benötigt man viel Zeit für Kleinigkeiten. Ist der Dreh bereits gut strukturiert und organisiert, spart man sich viel Arbeit im Nachgang.
SINGEN: Vielen Dank für die Tipps und Hilfestellungen. Und toi toi toi fürs Seminar am 14. Juni in Weil der Stadt!
Johannes Pfeffer, 4. Jun 2012, Nachwuchsarbeit, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.