Uraufführung der Messe D-Moll
“Kirchenmusik ist in” könnte man meinen, wenn man die Aufführungen der Großen Friedensmesse von Gotthilf Fischer in der Kirche St. Josef in Ebingen vor kurzem und die Uraufführung der Messe D-Moll von Oliver Geiger in der Evangelischen Kirche in Winterlingen erlebt hat. Zu dieser Feststellung kann man wegen des überaus guten Besuch es beider Messen kommen. Beide Messen wurden von den Besuchern als hervorragende musikalische Darbietungen erlebt.
Oliver Geiger ist diplomierter Kirchenmusiker und als 0rganist und Chorleiter in Bitz und Winterlingen tätig. Mit der Einstudierung und Aufführung der D-Moll Messe für Gemischten Chor und Orgel mit einem Laienchor hat sich der 33-jährige Komponist einen Kindheitstraum erfüllt.
Die letzten Noten waren kaum gedruckt, da begannen Mitte September die Proben mit Sängerinnen und Sängern vom “Cantus iuvenis”, dem jungen Chor der Eintracht Winterlingen, der von einigen Gastsängern aus Bitz und anderen Orten der Umgebung unterstützt wurde. Trotz recht kurzer Probenzeit, in der Oliver Geiger seine Sänger mit Mut, Kompetenz, Einfühlungsvermögen und Geduld zur reifen Leistung schulte, trat er mit dem jungen Solisten Andreas Maier an der Orgel und dem Chor mit freudiger Anspannung vor die große Gemeinde. Oliver Geiger setzte an den Beginn das Orgelpräludium in e-moll von J.S. Bach, in dem er die Gedanken der Zuhörer auf sein Werk lenkte. Pfarrer Ernst Nestele führte in seiner Begrüßung aus, die Motive und Texte der Lesungen zwischen den liturgischen Bestandteilen der Messe, sind auf die Inhalte abgestimmt und stehen im Hintergrund.
Bevor die Komposition zum ersten Mal gesungen wurde, gab Oliver Geiger einführende Worte. Als Grundtonart habe er d-moll gewählt, weil die im 18. Jahrhundert von einem Universalgelehrten als zur Andacht geeignet bezeichnet wurde. Mit seinen weiteren Gedanken und Beweggründen zu diesem Werk hat er vielen Zuhörern den Zugang und das Verständnis zur Messe erleichtert. Die ganze Komposition sieht Oliver Geiger als eine Art persönliches Glaubensbekenntnis, interpretiert in Töne, in Musik, welche die menschliche Seele mehr als das gesprochene Wort in der Tiefe anspricht und anrühren kann. Das Besondere an der Geiger-Messe ist, das sie weitgehend mit deutschen Texten gesungen wird. Nur Kernsätze in Latein unterstreichen manchmal die Gebetsanliegen. Musikalisch beginnt die Messe im Kyrie mit der Bitte aus dem Verborgenen heraus um Gottes Erbarmen, wobei der Chor die Bitte zum eindringlichen Rufen verstärkt, was durch markante Akkorde der Orgel untermalt wird.
Hier gilt es anzumerken, dass man die musikalische Gestaltung der einzelnen Bestandteile der Messe, die stark vom christlichen Glauben und der Persönlichkeit des Komponisten geprägt sind, sich durchaus in neuzeitlichen Tonlagen bewegt. Oliver Geiger vermied es ganz unbekannte Elemente zu verwenden und blieb seiner Schlichtheit auch im Sanctus treu. Mit den in manchen Messen bevorzugten freudigen Hosiannarufe lässt der Komponist in zarten engelhaften Akkorden die himmlische Ordnung widerspiegeln. Das Agnus Dei in einem Kreuzweg dargestellt, erklingt zuerst mit schweren schleppenden Akkorden, die die Schwere des Kreuzes symbolisieren. Mit der Bitte um Frieden beschließt das Agnus Dei und die gesamte Komposition in einem schlichten versöhnlichen Charakter, der über die Welt hinausreichen soll. Nach dem Gebet und Vaterunser und einem Gemeindelied brandete Beifall auf, mit dem alle Akteure verdienten Lohn für die großartige Leistung der Uraufführung erhielten. Der Chor erwiderte den Applaus mit dem Lied “ Ich bin bei dir” von Birgit Dörnen, das in anderer Stimmung die Anspannung der Messe löste.
Nach dem Segen beschloss Andreas Maier mit Bachs Präludium C-Dur den besonderen Anlass des Abends. Die Zuhörer waren so begeistert, dass der Chor noch einen Teil der Messe wiederholte. Mit Dankesworten und Präsenten aber auch mit einer Rose als Geschenk vom Komponisten an alle Mitwirkenden klang die Uraufführung in der vollbesetzten Kirche aus.
PS. Die Messe wurde acht Tage später in Bitz noch einmal aufgeführt.. Sie wird am 24. Januar. in der St. Verena Kirche .in Straßberg und im März in Stetten a.k.M. (evangelische Kirche) und in der Schweiz wiederholt. Auskunft erteilt Margret Mattmüller Straßberg.
Isabelle Arnold, 20. Jan 2009, Chorverband Zollernalb, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.